Am Kreisel Münstereifeler Str. /Schubertstr. / Fliederstr. zeigt Dr. Wilmers vom ADFC den umlaufenden Gehweg, der für den Radverkehr freigegeben werden sollte. Foto: ADFC |
ADFC begrüßt Förderzusage für „Zukunftsorientiertes Radverkehrsnetz“
Zusammenarbeit zahlt sich aus
Die Anpassung des vom Radentscheid Rheinbach eingebrachten, vom Stadtrat beschlossenen und vom Straßenverkehrsamt des Rhein-Sieg-Kreises abgelehnten Förderantrags die „Blauen Straßen von Rheinbach“ hin zum Förderantrag „Zukunftsorientiertes Radverkehrsnetz“ durch engagierte Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung war erfolgreich und wird jetzt mit 577.000 Euro vom Land gefördert.
Wenn es auch etwas „geruckelt“ hat, so zeigt das Ergebnis der Zusammenarbeit den hohen Wirkungsgrad aus den praktischen Ideen und Konzepten des ADFC und der verwaltungstechnischen und formaljuristischen Weiterentwicklung und Formulierung durch die Verwaltung.
Der Realisierung steht - außer nicht verfügbaren Personal-, Material- und Logistikressourcen - nichts im Wege. Mit der Umsetzung der Maßnahmen kann noch in diesem Jahr begonnen werden.
Mehr mit dem Rad!
Ziel aller Akteure (ADFC, Radentscheid Rheinbach, Stadtverwaltung, Bürgermeister, Rat) war und ist es den Radverkehr in der Kernstadt und zu den Ortsteilen so attraktiv und sicher zu machen, dass viele öfter mal das „Rad“ nehmen.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben Mitglieder des ADFC und des Radentscheid Rheinbach Ende März 2022 das „Zukunftsorientierte Radverkehrsnetz“ befahren und auf seine praktische Tauglichkeit geprüft.
Bis auf ein paar kleine Punkte mit Verbesserungspotential kann dem „Zukunftsorientierten Radverkehrsnetz“ für Rheinbachs Kernstadt ein positives Zeugnis ausgestellt werden.
Zielgruppe sind die 60% der Bevölkerung, die sich zwar vorstellen können, kurze Wege mit dem Rad zurückzulegen, es aber nicht tun, weil es ihnen zu beschwerlich oder zu gefährlich ist. Wenn es auch nur einen Punkt auf der von ihnen vorgesehenen Rad-Route gibt, der Stress erzeugt, also über Gebühr hohe Aufmerksamkeit oder schnelle Reaktion zwingend erfordert, dann wird diese Zielgruppe weiter das Auto nehmen!
Verbesserungspotenzial
An drei Punkten des „Zukunftsorientierten Radverkehrsnetzes“ haben die Akteure des ADFC auf der Radtour Verbesserungspotential erkannt.
Verbesserungspotential – Punkt 1
Kreisel Münstereifeler Straße / Schuberststraße /
In diesem Kreisel soll der Radverkehr zusammen mit dem Autoverkehr die Fahrbahn benutzen. Das erfordert hohe Aufmerksamkeit, Konzentration und ein sehr gutes Beherrschen des Fahrrades, da die Fahrbahn mit dem Auto geteilt werden muss. Dies wird vermieden, wenn der vorhandene Gehweg rund um den Kreisel für den Radverkehr freigegeben wird.
Verbesserungspotenzial - Punkt 2
Kreisel Aachener Straße / Euskirchener Weg / Münstereifeler Straße /Vor dem Dreeser Tor
Um die besondere Herausforderung eines Radfahrers zu verstehen, hier eine kurze Beschreibung der Situation:
Die vorgesehene Radroute vom „Euskirchener Weg“ vorbei an Rewe und über den Kreisel in die Bahnhofstraße ist für jeden Radfahrer eine besondere Herausforderung.
Der „Euskirchener Weg“ ist sehr schmal und als Radfahrer*in steht man zusammen mit und zwischen den Autos vor der Einfahrt in den Kreisel manches Mal „im Stau“. Für jeden, auch für den geübten Alltagsradfahrer keine angenehme Situation. Ist der Kreisel erreicht, muss man ihn im Mischverkehr mit PKW, LKW und Bussen durchqueren und nach der Ausfahrt aus dem Kreisel in die Straße „Vor dem Dreeser Tor“, noch vor dem Zebrastreifen, mitten auf der Straße auf eine noch zu schaffende Aufstellfläche zum Linksabbiegen fahren. Von hier aus kann man, den Gegenverkehr aus der Stadt beachtend, in die „Bahnhofstraße“ fahren und damit die vorgesehene Route Richtung Bahnhof nehmen.
Die „Bahnhofstraße“ ist Einbahnstraße in Richtung Kreisel, mit parkenden Autos auf der einen Seite. Sie ist relativ schmal und viele Autofahrer*innen rechnen nicht mit entgegenkommendem Radverkehr. Eine besondere Herausforderung für Radfahrer*innen im Gegenverkehr ist zusätzlich die gepflasterte „Rinne“ am rechten Fahrbahnrand. Es besteht, wenn man bei Kfz-Gegenverkehr möglichst weit rechts fährt die Gefahr, auf dem Pflaster auszurutschen oder mit den Pedalen an/auf den hohen Bordstein zu kommen und hinzufallen.
Eine Überlegung des ADFC zur Vermeidung dieses für Radfahrer*innen stressigen Abschnitts liegt in der Umfahrung des Kreisels (s. Karte bei Punkt 3). Hier geht es am Ende des „Speckelsteinweges“ über die „Schumannstraße“ – mit Querung der „Münstereifeler Straße“, über das „Münstergässchen“ (mit Querung der „Martinstraße“ in Höhe der Post, s.a. Punkt 3) weiter über die „Junker- und Pfarrgasse“ bis zur „Bachstraße“. Jetzt ist man mitten in der Stadt und trifft nach Querung der „Hauptstraße“ über „Kallenturm“ und „Gerbergasse“ ab der „Kriegerstraße“ wieder auf den Radroutenring.
Verbesserungspotential – Punkt 3
Querung „Martinstraße“ in Höhe der Post
Jeder kennt es: der kürzeste Weg von A nach B ist eine Gerade. Da können sich Verwaltung, Planer und andere Verantwortliche noch so viele Gedanken und Argumente über nicht gerade Wege zurechtgelegt haben – pragmatisch orientierte Menschen ignorieren diese Überlegungen und begeben sich dadurch manchmal auch in Gefahr.
Es geht um die Anwohner*innen, Fahrradfahrer*innen und Besucher*innen der Stadt, die vom Parkplatz „Am Grindel“ und aus den anliegenden Wohngebieten bequem und sicher in die Innenstadt wollen. Sie müssen die „Martinstraße“ queren und tun dies am liebsten vom „Münstergäßchen“ aus Richtung Post, das ist der direkte, kürzeste Weg. Die Fußgängerampel am „Wilhelmsplatz“ ist ein Umweg von über 200m, und genau diesen Umweg wollen viele, eigentlich alle, nicht gehen oder mit dem Rad fahren. Trotz schlechter Sicht und trotz schnell fahrender Autos (50 km/h sind erlaubt und werden gefahren) nehmen sie lieber gehetzt die 20-Meter „Gefahrenstrecke“ in Kauf.
Hier ist eine Fußgängerampel realisierbar, die parallel zur Ampel am „Wilhelmsplatz“ geschaltet wird. Es ist wenig verständlich, warum das Straßenverkehrsamt (zuständig für unfallfreie Verkehrsführung auf dieser Straße) dem vorliegenden Vorschlag nicht zustimmt. Alternativ können beim anstehenden Umbau der Grünanlage zwischen Pütz- und Martinstraße zumindest die Sichtverhältnisse verbessert werden, die heute durch parkende Autos stark beeinträchtigt sind.
Runder Tisch Radverkehr
Die Weiterentwicklung der „Blauen Straßen von Rheinbach“ hin zur leider weniger gut klingenden Bezeichnung „Zukunftsorientiertes Radverkehrsnetz“ zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und Bürgern der Stadt Rheinbach durchaus gut gelingen und Früchte tragen kann.
Der Erfolg pragmatischer Arbeit, Aufgabenteilung und Stabübergaben zwischen Frau Hofmann, Herrn Strang, Herrn Commer auf Seite der Stadtverwaltung und Mitgliedern des ADFC und des Radentscheid Rheinbach, Frau Wüscht, Frau Muth, Herrn Spiering werden durch die Landesförderung in Höhe von 577.000 Euro sichtbar.
Jetzt geht es an die Realisierung und es ist angemessen, wenn Verwaltung, Radentscheid/ADFC und Mitglieder der Fraktionen sich wieder am runden Tisch zusammensetzen (der „Runde Tisch Radverkehr“ unter Leitung des Bürgermeisters und des ADFC-Vorsitzenden tagte 2015 einmal und seitdem nicht mehr), gemeinsam und im Detail die Feinheiten der Umsetzung und die Weiterentwicklung des Radverkehrskonzeptes besprechen und gestalten. Zusammenarbeit zahlt sich aus!