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Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und Erftverbandsvorstand Prof. Heinrich Schäfer an der Wehranlage in Bedburg-Broich |
Zukunft braucht Tempo: Wie der Erftumbau gelingt
Bergheim/Bedburg, 2. Juli 2025. Der Umbau der Erft ist eines der zentralen Zukunftsprojekte für die ökologische Entwicklung im Rheinischen Revier. Mit dem beschleunigten Ausstieg aus der Braunkohle bis 2030 und der damit verbundenen früheren Einstellung der Sümpfungswassereinleitungen steht der Erftverband vor einer bedeutenden Herausforderung: Die Umgestaltung der Erft muss schneller als ursprünglich geplant umgesetzt werden. Nur wenn diese Projekte entschlossen in Angriff genommen werden, kann der Umbau der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur gelingen.
„Der Erftumbau ist eines der wichtigsten Umwelt- und Strukturprojekte“, bekräftigt Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. “Wir beteiligen uns als Land maßgeblich an den Kosten, weil das Projekt wertvoll in der Summe seiner Ziele ist. Die renaturierte Erft bietet Hochwasserschutz, Naturschutz, Klimaanpassung und die Bewältigung der Folgen des Braunkohleabbaus."
Die Erft im Wandel
Seit den 1950er-Jahren beeinflusst das aus dem Braunkohlentagebau stammende Sümpfungswasser den natürlichen Abfluss der Erft massiv. Noch heute machen diese Einleitungen rund zwei Drittel des mittleren Abflusses im Unterlauf aus. Nach Ende des Tagebaus wird die Erft wieder deutlich weniger Wasser führen. Damit ist das heute bestehende Gewässerbett für den deutlich geringeren Abfluss nach Bergbauende 2030 zu groß.
„Perspektivkonzept Erft“ – Grundlage für die Zukunft
Bereits 2005 wurde mit dem „Perspektivkonzept Erft“ – ein Kooperationsprojekt des Landes NRW, der RWE Power AG und des Erftverbandes – eine langfristige Vision entwickelt, die eine naturnahe Umgestaltung des mehr als 40 Kilometer langen Erft-Abschnitts (ursprünglich aufgeteilt in 23 Abschnitte) zwischen Bergheim und Neuss bis 2045 vorsieht. Ziel dieses Konzeptes ist es, den ökologischen Zustand der Erft zu verbessern und das Gewässer auf die veränderten hydrologischen Verhältnisse nach dem Ende der Braunkohlentagebaue vorzubereiten.
Mit dem vorgezogenen Kohleausstieg wird nun auch der Zeitplan für die Umbaumaßnahmen angepasst. Besonders kritische Abschnitte sollen bis 2030 realisiert werden, alle weiteren bis spätestens 2038.
Ökologie und Klimaanpassung im Fokus
Besondere Priorität erhalten Flussabschnitte mit Rückstaueinfluss, da hier bei künftig niedrigerem Wasserstand in heißen Sommern ökologische Probleme wie bei einem Stillgewässer drohen. Das bedeutet, dass die Erft an vielen Stellen wieder mehr Platz bekommen soll – mit neuen Auen, geschwungenen Flussläufen und besserer Verbindung zur Landschaft. Gleichzeitig wird der Hochwasserschutz verbessert, da mit den Auen auch zusätzliches Rückhaltevolumen entsteht. Zugleich hilft der Umbau dabei, die Region widerstandsfähiger gegen Klimawandel und Trockenzeiten zu machen.
Erste Erfolge sichtbar – weitere Projekte in Arbeit
Bereits umgesetzt wurden u. a. die Erft-Verlegung Vogelwäldchen (Abschnitt 23), die Sekundäraue Bedburg (Abschnitt 18) sowie die Entfesselung Frimmersdorf (Abschnitt 15) und Gnadental (Abschnitt 1). Aktuell befinden sich Projekte wie die Renaturierung Glesch (Abschnitt 20) und der Abschnitt Mühle Kottmann (Abschnitt 10) im Genehmigungsverfahren.
Ein besonderes Vorhaben ist das Großprojekt „Erft-Renaturierung Kapellen“ (Abschnitte 6–9), das vier Abschnitte zusammenfasst und die Planung effizienter macht. Auch die Neugestaltung der Kasterer Mühlenerft (Abschnitt 16) als zukünftiger Hauptlauf sowie die ökologische Aufwertung in Bedburg (Abschnitt 17) stehen aktuell im Fokus.
„Die Zeit drängt – aber wir sind bereit“, sagt Dr.-Ing. Dietmar Jansen, Bereichsleiter Gewässer des Erftverbandes. „Der Umbau der Erft ist ein Schlüsselprojekt für die Region im Strukturwandel – ökologisch, technisch und gesellschaftlich.“