Sonntag, 23. Februar 2025

Von Ma(i)l zu Ma(i)l begeistert Rheinbach – ein turbulenter Chatroom voller Verwechslungen

(c) Rainer Freund

Von Ma(i)l zu Ma(i)l begeistert Rheinbach – ein turbulenter Chatroom voller Verwechslungen

von Jochen Knappe

Mit "Von Ma(i)l zu Ma(i)l" bringt das Theater am Lohmarkt in Rheinbach eine temporeiche Komödie auf die Bühne, die sich mit den Fallstricken digitaler Identitäten und der Liebe im Netz auseinandersetzt. Frank Pinkus' Stück spielt gekonnt mit modernen Kommunikationsformen und der Frage, ob man sich wirklich so gibt, wie man ist – oder eben nur so, wie man gerne wäre.

Die Geschichte dreht sich um drei junge Menschen, die sich auf Umwegen über das Internet kennenlernen: Mark (Raoul Migliosi), ein Fahrradmechaniker, sein Bruder Knut (Yannick Hehlgans), ein Bundesliga-Fußballer des 1. FC Köln, und die Buchhändlerin Nina (Kristina Willmaser). Doch was als harmlose Online-Bekanntschaft beginnt, entwickelt sich rasch zu einem turbulenten Verwechslungsspiel. Während Mark sich als Knut ausgibt, tritt dieser in der virtuellen Welt als Nina auf – und am Ende sind alle gleichermaßen verwirrt und verliebt.

Das Besondere an der Inszenierung: Das Publikum darf entscheiden, wie die Geschichte ausgeht. Gleich vier verschiedene Enden stehen zur Wahl – und bisher scheint die Rheinbacher Zuschauerschaft besonders aufgeschlossen für eine unkonventionelle Lösung: Eine Dreierbeziehung zwischen Nina und den beiden Brüdern wurde am häufigsten gewählt. Doch auch die klassische Entscheidung für Knut oder Mark fand Anklang – und sogar die Option, sich für keinen der beiden zu entscheiden, wurde bereits gewählt.

Die Inszenierung: Witzig, temporeich und liebevoll inszeniert

Andrea Schyboll führt mit viel Gespür für Timing und Situationskomik Regie. Die Bühne ist clever gestaltet: Drei farbig markierte Bereiche symbolisieren die Zimmer der Protagonist*innen, die in ihre digitalen Identitäten eintauchen. Ortswechsel werden durch Gazen und Projektionen visualisiert, was das Geschehen dynamisch und abwechslungsreich macht.

Besonderen Applaus erhält allabendlich die Szene, in der Knut in voller FC-Montur durch den Zuschauerraum läuft und Autogrammkarten verteilt. Ein charmantes Detail, das das Publikum zum Lachen bringt und die Rolle des Fußballstars augenzwinkernd inszeniert.

Die Darsteller*innen überzeugen mit Charme und Spielfreude

Kristina Willmaser brilliert als Nina mit viel Herz und unwiderstehlichem Charme. Ihre Darstellung macht es absolut nachvollziehbar, warum sich die beiden Brüder in sie verlieben. Yannick Hehlgans liefert als Knut eine starke Performance ab und verleiht seiner zunächst klischeehaft erscheinenden Rolle Tiefe und Ehrlichkeit. Raoul Migliosi sorgt als Mark mit exzellentem Comedy-Timing für viele Lacher – sein tollpatschiger, aber liebenswerter Charakter macht ihn zum Publikumsliebling.

Wie läuft es am Lohmarkt?

Nach einer erfolgreichen Premiere vor ausverkauftem Haus pendelt sich die Zuschauerzahl nun bei etwa 50 Prozent Auslastung ein. Theaterleitung Christina Stephan und Raoul Migliosi zeigen sich noch entspannt, betonen jedoch, dass Mundpropaganda essenziell für das Überleben des jungen Theaters sei. "Viele Menschen aus der Region wissen noch gar nicht, dass es uns gibt!" so Stephan. Daher der Appell an alle Theaterbegeisterten: Erzählt es weiter!

Wer sich dieses turbulente, unterhaltsame Stück nicht entgehen lassen möchte, hat noch die Gelegenheit: "Von Ma(i)l zu Ma(i)l" wird nach einer kurzen Karnevalspause am 07., 08., 09., 14., 15. und 16. März gespielt. Tickets gibt es unter www.theater-am-lohmarkt.de oder telefonisch unter 02226 8923611. Ein Besuch lohnt sich!