Donnerstag, 16. Mai 2024

Das Familienhörbuch – ein Angebot für schwer erkrankte Eltern und ihre minderjährigen Kinder

Das Familienhörbuch – ein Angebot für schwer erkrankte Eltern und ihre minderjährigen Kinder


„Die Stimme ist das Erste, das wir nicht mehr erinnern können“, sagte Claudia Rometsch, Audiobiografin und Journalistin vom Familienhörbuch, bei ihrer Präsentation dieses Projekts.

Die Ökumenische Hospizgruppe e.V. Rheinbach-Meckenheim-Swisttal hatte sie für die Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen Sterbe – und TrauerbegleiterInnen nach Rheinbach eingeladen.

Wenn Eltern erfahren, dass sie ihren Lebensweg frühzeitig beenden werden und somit ihre Kinder nicht ins Erwachsenleben begleiten können, bringt das noch einmal eine zusätzliche Schwere in die Diagnose. Es gäbe noch so viel zu sagen – zu erzählen – zu raten.

Das Leben der Eltern ist immer auch ein Stück der Lebensgeschichte der Kinder. Sie können aus den Erfahrungen lernen, bekommen ein vollständigeres „Bild“ von Mutter und Vater. Gelingen kann dies über den Tod hinaus dank dem Familienhörbuch.

Liebevoll und persönlich können Eltern hierdurch präsent bleiben, ihre Kinder ein Leben lang durch ihre Worte und Botschaften begleiten. Durch die erhaltene Stimme entstehen beim Hören auch unweigerlich Bilder der Person und von Situationen. Immer ist jedes Hörbuch so individuell wie der Mensch, der es aufgesprochen hat. Es enthält das, was diesem Menschen wichtig war. Das sind oft Erzählungen aus der eigenen Kindheit, über Lebensentscheidungen verbunden mit guten Wünschen und Ratschlägen für die Zukunft. Wenn Kinder noch sehr klein sind, kann auch ein Bilderbuch vorgelesen werden. Das gibt dem Kind die Möglichkeit, auch nach dem Tod des Elternteils, so etwas wie ein gemeinsames Erlebnis beim Anschauen dieses Buches zu haben.

Untermalt werden kann mit typischer Musik oder auch Filmausschnitten, die eine Bedeutung im Leben hatten. Ungefähr 100 Stunden Arbeit stecken in jedem Hörbuch, mit einer Länge von 5-6 Stunden. Es wird für die Eltern kostenfrei und liebevoll gestaltet und finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
Die Audiobiografen, Audiobiografinnen, erhalten zunächst eine Schulung an der Akademie für Palliativmedizin in Bonn, unter der Leitung von Prof. Lukas Radbruch. Danach besuchen sie die Erkrankten in deren zuhause. Wichtig sei, dass es dort einen ruhigen Ort gibt. Durch die intensive und begleitete Beschäftigung mit der eigenen Biografie entsteht auch so etwas wie ein Abstand zur Krankheit. Das Leben rückt wieder mehr in den Vordergrund. Da ist das Wissen, den Kindern etwas von sich selbst zu hinterlassen, ihnen etwas mit auf den Weg geben zu können – für sie „da zu sein“ über den Tod hinaus.
Informationen – auch in Form von Filmsequenzen und zum Projekt - sind zu finden über www.familienhörbuch.de und www.palliativbonn.de