Dienstag, 16. April 2024

Renaturierungsmaßnahme des Erftverbandes erhält Auszeichnung beim bundesweiten Wettbewerb der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen

Preisverleihung mit allen Projektbeteiligten: Erftverbandsvorstand Prof. Heinrich Schäfer (links), Präsidentin des BfN Sabine Riewenherm (Mitte Banner), Projektleiterin Martina Jüttner (mit Trophäe), Verbandsratsvorsitzender Dr. Hans-Peter Schick (mit Urkunde), Bereichsleiter Gewässer Dr. Dietmar Jansen (Zweiter von rechts), Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (rechts) - Quelle: Erftverband

Renaturierungsmaßnahme des Erftverbandes erhält Auszeichnung beim bundesweiten Wettbewerb der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen

Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz würdigt Erftverlegung in Neuss-Gnadental


Bergheim/Neuss, 12. April 2024. Die 2022 abgeschlossene Umgestaltung der Erft in Neuss-Gnadental wurde als eines der Top 3-Gewinnerprojekte der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgezeichnet. Die Würdigung erfolgte am 11. April durch die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Frau Sabine Riewenherm. Die Auszeichnung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung oder Wiederherstellung von Ökosystemen und somit zugleich für die Bewahrung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen.

Bei der Renaturierung der Erft in Neuss-Gnadental wurde die Lauflänge des Abschnitts verdreifacht. Das Gewässer windet sich nun in großen Mäanderschleifen durch seinen Auenraum. Die Erft hat Raum erhalten, um sich dauerhaft dynamisch verändern zu dürfen. Die Flusssohle wurde angehoben, sodass die Auenflächen auch wieder häufiger überschwemmt werden und damit die Möglichkeit zur Entwicklung von nur noch selten vorhandenen Weichholzauen ermöglicht wird.

Dieses Projekt hat die Fachjury des Bundesumweltministeriums (BMUV) und Bundesamtes für Naturschutz (BfN) nachhaltig beeindruckt und erhält daher diese Auszeichnung. Der Wettbewerbsbeitrag wird auf der Webseite der UN-Dekade in Deutschland unter www.undekade-restoration.de präsentiert und nimmt auch an der Wahl zum „Projekt des Jahres 2024“ teil. „Die Entwicklung naturnaher Auen in Bergbaufolgelandschaften ist eine gewaltige und gleichzeitig enorm wichtige Aufgabe. Über Jahrzehnte wurde die Erft ausgebaut und befestigt. Die ‚Erftverlegung Gnadenthal‘ ist ein Projekt mit Vorbildcharakter. Heute schlängelt sich die Erft in Neuss-Gnadental in ihrem naturnahen Flussbett durch ihre Aue und darf wieder über ihre Ufer treten. So entsteht ein abwechslungsreiches Mosaik natürlicher Lebensräume mit hoher Biodiversität.“

Die TH Köln hat das Projekt begleitet. Die internationale Projektgruppe hat einen virtuellen Aussichtsturm erstellt, der die Entwicklung der Maßnahme zeigt und dokumentiert – angefangen beim Zustand vor Beginn der Maßnahme bis heute. Auch künftig werden hier noch neue Bilder hinzugefügt. Mit 360° Luftbild-Aufnahmen ist zudem ein virtueller Rundgang durch die Renaturierung möglich.

Erftverbandsvorstand Prof. Heinrich Schäfer: „Das Projekt ist ein herausragendes Beispiel dafür, welche vielfältigen Beiträge lebendige Gewässer für Umwelt und Gesellschaft leisten können. Die Erftumgestaltung ist aber gleichzeitig auch ein starkes Symbol für die Veränderungen im Rheinischen Revier hin zu einer nachhaltigen Modellregion. Wir als Wasserwirtschaftler sind stolz, beim Strukturwandel eine aktive Rolle zu übernehmen. Über die Auszeichnung freuen wir uns deshalb auch besonders. Sie ist eine tolle Bestätigung für die hervorragende Arbeit aller am Projekt Beteiligter und wir werden die Entwicklung der Erft in Gnadental mit Spannung begleiten.“

Zum Hintergrund: Das ausgezeichnete Projekt ist eine von rund 20 Renaturierungsmaßnahmen im Rahmen der Erftumgestaltung 2030, der aus dem Perspektivkonzept Erft hervorgeht. Das Konzept wurde im Jahr 2005 als Kooperationsvorhaben zwischen dem Land NRW, RWE Power AG und dem Erftverband aufgesetzt. Betrachtet wurde hier der Erftabschnitt zwischen der Erft-Mündung in Neuss und der Sümpfungswassereinleitung aus dem Tagebau Hambach in Bergheim-Kenten. Ziel war es, die Erft für den lange für 2045 vorgesehenen Braunkohlenausstieg so umzugestalten, dass sie sich nach Beendigung der Sümpfungswassereinleitung naturnah mit einem veränderten Wasserhaushalt entwickeln kann. Der auf 2030 vorgezogene Braunkohlenausstieg bedeutet auch, dass die Umgestaltung der Erft als bedeutsames Element des Strukturwandels im Rheinischen Revier ebenfalls um 15 Jahre beschleunigt werden muss.