Donnerstag, 28. September 2023

Großartige Premiere im Theater am Lohmarkt

Szenenfoto mit Johanna Haas und Nico Schweers

Großartige Premiere im Theater am Lohmarkt


Das Theater am Lohmarkt in Rheinbach ist eröffnet! Begeisterung über das neue Schmuckkästchen mit 99 Plätzen und frenetischer Jubel bei der Premiere des Musicals „Jana und Janis“.

Die Region Vorgebirge und Voreifel haben einen neuen „Place to be“. Alle Erwartungen an die Einrichtung des neuen Theaters am Lohmarkt der beiden Theatermacher Christina Stephan und Raoul Migliosi – bekannt von Rampenwutz e.V. und der Freilichtbühne im Theatersommer Rheinbach - wurden übertroffen. Geschmackvoll in der Farbgebung und im Lichteinsatz, stilsicher in der Mischung aus frischer Gediegenheit mit kleinen „shabby look“-Reminiszenzen der langjährigen Kultkneipe „Ahorn“ präsentiert sich der Eintritt in das Kellertheater (Haupteingang Deinzer Platz 33). Der Blick fällt als Erstes auf die restaurierte alte Bar, an der man am liebsten sofort einen Cocktail trinken möchte. Von dieser Empore blickt man in den tiefer gelegenen Zuschauerraum, der dicht bis zur Bühne bestuhlt ist. Hier lassen sich Theater, Musical, Lesung und Kleinkunst in ungewohnter Nähe erleben.
Im Premierenmusical „Jana&Janis“ überzeugten Johanna Haas und Nico Schweers. Letzterer hatte mit Christina Stephan schon in der Theater-AG des Städtischen Gymnasiums auf der Bühne gestanden. Die beiden ausgebildeten Schauspiel- und Musicaldarsteller Schweers und Haas nun im Liebesduell: Leidenschaftlich, spritzig, mit perfektem Timing und großartigen Stimmen, welche sich an Liedern beweisen, die viele verschiedene Genres abbildeten: Ballade, Popsong, Hip-Hop und Schlagerparodie. Gerade letzteres kam neben der Publikumsinteraktion bei den Premierenbesuchern besonders gut an. Das eingängige „Ariba Abajo“ wurde gar für die spätere Zugabe ausgewählt.

Das Stück selbst ist eine raffiniert und temporeich erzählte On-Off-Beziehungsgeschichte. Die beiden 30er Jana und Janis erzählen sich und dem Publikum bei einem unerwarteten Wiedersehen rückblickend die Geschichte ihrer Liebe, die auf der Abiturfeier ihren nicht ganz freiwilligen Anfang nimmt. Janis ist der stolze Sohn einer griechischen Einwandererfamilie mit dem Traum von vielen Kindern und Eigenheim und Jana die großbürgerliche Tochter, die ihren Eltern beweisen will, dass sie es auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“ schaffen oder zumindest als Künstlerin reüssieren kann. Die Unterschiedlichkeit in den Lebensentwürfen erlaubt großartigen Dialogwitz und vielfältige Parodien, wenn Janis seinen Vater imitiert und Jana die Einstellungen der beiden Mütter auf die Schippe nimmt.

Die in Hamburg angesiedelte Geschichte aus der Feder von Constanze Behrends, Lukas Habermann und Franziska Kuropka – Regisseurin Christina Stephan baute noch Rheinbacher Lokalkolorit ein - nimmt auch gekonnt Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte aufs Korn, und findet Zeit, die Kunst- und Unterhaltungsindustrie ebenso durch den Kakao zu ziehen wie amüsant typische Paarprobleme aufzugreifen, die meisten davon sind so zeitlos, weshalb das Stück alle Generationen anspricht. Auch das Premierenpublikum war im übrigen altersmäßig bunt gemischt. Natürlich wird auch über Sex gesprochen, aber unverstellt und modern ohne jene Biederkeit, wie man sie oft von Boulevardkomödien kennt. „Jana und Janis“ macht auf intelligente Art einfach Spaß und ist deutlich mehr als Boulevardkomödie, weil sich die beiden Protagonisten im Laufe der Jahre auch ordentlich weh tun und einiges zu verzeihen haben. Die Frage, ob und wie es mit dem hoffnungslos verliebten Paar weitergehen soll, wird am Ende dem Publikum gestellt. Bei der Premiere entschied sich das Applausbarometer knapp für ein Happy-End.

Ein solches Happy-End wünschten die Premierengäste, darunter Bürgermeister Ludger Banken mit Gattin Katrin Lewit sowie Alt-Bürgermeister Stefan Raetz und Ehefrau Birgitta, auch dem neuen Theater. Der frenetische Premierenapplaus wurde sogar noch von jenem übertroffen, den Christina Stephan einheimste, als sie sichtlich gerührt preisgab, wie alt der Traum „des kleinen Rheinbacher Mädchens, das einst nach Hamburg ging, um Schauspiel zu lernen“ von einem eigenen Theater war und wie sehr sie ihrem Lebenspartner Raoul Migliosi dankte, dass sie diesen Traum nun gemeinsam in ihrer Heimatstadt leben dürften. Auch verhehlte die 33-jährige nicht, dass die Premiere und die Eröffnung eine echte Punktlandung gewesen seien: „Jeden Tag acht Stunden intensiv proben und abends noch die Farbrolle in die Hand nehmen… Wir haben es nur mit Hilfe von zwei tollen Darstellern und vielen Freunden geschafft.“ Den stehend klatschenden Menschen rief sie zu: „Erzählen Sie es allen weiter, was wir hier in Rheinbach Tolles zu schaffen versuchen!“

So wie im Stück geht es nun im echten Leben weiter, auch mit „Jana und Janis“ sowie vielen weiteren Produktionen.