Mittwoch, 22. Februar 2023

Keine Waffen, dann Frieden?

Keine Waffen, dann Frieden?

Es ist immer gut zu wissen wovon man redet, deshalb zunächst das Original.

MANIFEST FÜR FRIEDEN

Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine. Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten
wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes
Land. Und auch viele Menschen in ganz Europa haben Angst vor einer Ausweitung des Krieges.
Sie fürchten um ihre und die Zukunft ihrer Kinder.

Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität. Aber
was wäre jetzt solidarisch? Wie lange noch soll auf dem Schlachtfeld Ukraine gekämpft und
gestorben werden? Und was ist jetzt, ein Jahr danach, eigentlich das Ziel dieses Krieges? Die
deutsche Außenministerin sprach jüngst davon, dass „wir“ einen „Krieg gegen Russland“ führen.
Im Ernst?

Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer
Linie zu besiegen? Noch versichert der deutsche Kanzler, er wolle weder Kampfjets noch
„Bodentruppen“ senden. Doch wie viele „rote Linien“ wurden in den letzten Monaten schon
überschritten?

Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen
Gegenschlag ausholt. Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg
und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat. Aber es wäre vielleicht
der letzte.

Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. Aber
sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen. Das sagt auch der
höchste Militär der USA, General Milley. Er spricht von einer Pattsituation, in der keine Seite
militärisch siegen und der Krieg nur am Verhandlungstisch beendet werden kann. Warum dann
nicht jetzt? Sofort!

Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten.
Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern. Das meinen auch
wir, meint auch die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Es ist Zeit, uns zuzuhören!
Wir Bürgerinnen und Bürger Deutschlands können nicht direkt auf Amerika und Russland oder
auf unsere europäischen Nachbarn einwirken. Doch wir können und müssen unsere Regierung
und den Kanzler in die Pflicht nehmen und ihn an seinen Schwur erinnern: „Schaden vom
deutschen Volk wenden“.

Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er
sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen
Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet
bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.
Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht

Gehen wir auf den Text ein:

Der erste Absatz müsste wohl heißen: Seit 352 Tagen findet ein nicht an Brutalität zu überbietendes Morden unschuldiger Menschen statt, befehligt von einem trainierten Schlächter und Massenmörder. Seither kämpfen die UkainerInnen um ihr Überleben, ein Leben jenseits von Staatsterror, Zwangslager, willkürlicher Verhaftung.

Trainiert hat Putins Schlächter das Morden in Tschetschenien, Georgien, Syrien und möglich weise  in Moskau selbst.

Das Frauen vergewaltigt wurden und werden ist nicht einfach so geschehen, sondern wurde und wird von einer entmenschlichten russischen Soldateska auch zur Erniedrigung verübt, so wie es deutsche Soldaten dort auch in der Ukraine getan haben.

Die Autorinnen fordern Solidarität und fragen, was solidarisch wäre, geben keine Antwort, was  sie unter solidarisch verstehen.

Die den Satz formulieren oder unterschreiben, der da heißt „Wir fordern den… “  und bekräftigt wird durch „Jetzt!“ wollen, das Putin und seine Bande ihr Kriegsziel – die Vernichtung der demokratischen Ukraine und die gewaltsame Eingliederung der Menschen und ihres Landes in eine erneuerte Sowjetunion.

Der dritte Absatz soll wohl heißen, das Präsident Selenskyj sei der eigentliche Kriegstreiber. Putin der Schlächter und Massenmörder wird nicht einmal erwähnt, außer dass er „böse“ werden könnte, wenn die Ukraine versucht ihr von ihm gestohlenes Terrain zurück zu wollen.

„Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten.“. Der erste Satz dient wohl als Mäntelchen um zu zeigen, dass man irgendwie auch den UkainerInnen ein Bonbon zu reichen will. Der zweite aber zeigt was eigentlich gemeint ist. Aus Sicht der Autorinnen kann Kompromiss nichts anders bedeutet als: „Stellt euch nicht so an, gebt Putin was er verlangt und dann ist Ruhe.“ Dabei muss allen klar sein, dass Putin mindestens die ganze Ukraine in seinen Schwachsinnsblock „eingemeinden“ will. Es sei daran erinnert, was geschah als Briten und Franzosen, um des lieben Friedens willen, Deutschland die Tschechoslowakei „zum Fraße vorwarfen“. Hat nicht schon einer der Putinknechte mit der „Heimholung“ der DDR gedroht.
Wagenknecht ist sehr lange in der Politik und weiß wie man andere für dumm verkaufen kann.
Passend auch „Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen.“

Die beiden können mit dem ersten Satz nicht meinen nur Deutschland solle keine Waffen mehr liefern, sonder alle die das bislang tun.

Wichtig ist wieder die Reihenfolge: Erst keine Waffen mehr, dann Friedensverhandlungen. Wer auch nur ein bisschen Zeitung liest kann sich ausmalen was geschieht. Die UkainerInnnen werden sich bis zur letzten Munition verteidigen, während die Mörderbande Stück für Stück ihr Land auffrisst. Wenn die Mordmaschine alles unter sich begraben hat, über was müsste dann die Putinbande noch verhandeln? Ob nicht doch die, die ehemals durch die Sowjetunion unter der Knute gehalten wurden freiwillig aus der NATO austräten um in den Hinterhof Russland zu enden?

Interessant auch die Begründung von der evangelischen Theologin Margot Käßmann für Ihre Unterschrift unter das Manifest: „Ich unterstütze das Manifest, weil der öffentliche Diskurs bisher nicht widerspiegelt, dass die Hälfte der Menschen in Deutschland die Waffenlieferungen kritisch sieht.“(1)
Der wohl jüngste ARD-DeutschlandTrend nennt auf die Frage „Unterstützung der Ukraine mit Waffen“: „geht nicht weit genug“ 25%, ist angemessen 41%, geht zu weit: 26%. (2) Nur letztere können den Grund für die Unterschrift darstellen und das ist nur ein ganz klein wenig mehr als die Hälfte der Hälfte.
Aber selbst wenn Frau Käßmann die richtigen Werte hätte, kann das nicht bedeuten, das wir die Nichtexistenz einer ukrainischen Nation für richtig halten können.

Die, die das Manifest geschrieben und die, die es unterschrieben haben, egal wie wichtig sie sich auch nehmen, haben schandbar gehandelt.

Natürlich geht es letztendlich um einen Friedensschluss. Dazu werden aber Manifeste für den Frieden wie das abgedruckte nicht beitragen. Es werden allerdings Ideen in der Gesellschaft gestärkt, die das eigentliche Ziel des Manifests darstellen: „Gebt den Ukrainern keine Waffen mehr und lasst Putin seinen Willen, die Ukraine auszulöschen. Dann ist er zu „seinem Recht“ gekommen“
Putin mit Hitler zu vergleichen ist wahrscheinlich nicht korrekt. Den Eroberungswahn und die völkischen Hirngespinste allerdings doch. UkrainerInnen werden nach Russland verschleppt damit sie per Hirnwäsche zu „guten Russen“ werden.
Der russische „Lebensborn“ läuft auch schon, indem ukrainische Kinder nach Russland verschleppt und von „guten Russen“ adoptiert werden(3-5).

(1)https://www.tagesspiegel.de/meinung/die-missachtung-der-ukrainer-aus-wagenknechts-und-schwarzers-forderung-spricht-der-vergnugte-ton-der-bevormundung-9333587.html?

(2)https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-3255.html

(3)https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-ukraine-krieg-russland-kinder-entfuehrt-100.html

(4)https://www.deutschlandfunk.de/kinderraub-durch-nationalsozialisten-blond-blauaeugig-100.html

(5)https://www.youtube.com/watch?v=wvoejS6CAME