Mittwoch, 16. November 2022

Wie werden wir leben?

Susanne Kundmüller und Ulrike Herrmann © Christel Engeland 

Wie werden wir leben?

Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann stellte im vollbesetzten Rheinbacher Ratssaal ihr aktuelles Buch vor. Sie konstatierte, dass der Kapitalismus uns Wohlstand, ein längeres Leben, mehr Gleichberechtigung und Bildung gebracht hat. Die Kehrseite der Medaille ist, dass wir schon lange über unsere "natürlichen" Verhältnisse leben und die Grenzen der Umweltbelastbarkeit und unserer Ressourcen nahezu erreicht haben. Dies gehe ganz ursächlich auf unsere kapitalistischen Lebensweise zurück. Denn der Kapitalismus ist laut Herrmann zwingend auf Wachstum angewiesen, um stabil zu bleiben. Dieses ist aber nun kaum mehr möglich. Die Frage sei daher nicht, ob, sondern wie der Kapitalismus enden werde.

In einem spannenden Vortrag erläuterte Herrmann: Wir müssen unsere Emissionen drastisch reduzieren, wenn wir auf der Erde überleben wollen. „Grünes Schrumpfen“ statt „grünes Wachstum“ ist gefragt -  außerdem brauchen wir ein Modell, nach dem der Umstieg organisiert werden kann, ohne dass wir in einer chaotischen Wirtschaftskrise versinken und unserer Demokratie verlieren.

Susanne Kundmüller-Bianchini von der Bibliothek Hochschule Bonn-Rhein-Sieg moderierte die lebendige Diskussion, die sich an Herrmanns Vortrag anschloss. Taugt die britische Kriegswirtschaft von 1939 wirklich als Vorbild für den geordneten Ausstieg aus dem Kapitalismus? Wird der technische Fortschritt grünes Wachstum nicht doch möglich machen? Und wie viel Zeit bleibt uns überhaupt noch? Auf alle Fragen hatte Ulrike Herrmann fundierte, mit Zahlen belegte Antworten. Auf die Frage, was jede/r Einzelne tun könne, regte sie an, den Fleisch- und Milchproduktekonsum einzuschränken und auf Flugreisen zu verzichten.

Dieser gelungenen Veranstaltung im Rahmen der Reihe Zu Gast auf dem Sofa der Kooperationspartner Buchhandlung Kayser und Hochschule Bonn/Rhein-Sieg sollen sich weitere Lesungen zu aktuellen Sachbüchern und Romanen anschließen. Informationen dazu gibt es auf den Webseiten der Buchhandlung (www.buchhandlung-kayser.de) und der Bibliothek  (www.h-brs.de/bibliothek).

Ulrike Herrmann: Das Ende des Kapitalismus Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden.
Verlag Kiepenheuer & Witsch. 352 Seiten. 24 Euro. ISBN 978-3-462-00255-3

Fotos: Cover des Buchs © Verlag Kiepenheuer und Witsch