Freitag, 26. August 2022

CO2-Kompensation

CO2-Kompensation


Urlauber fliegen nach Australien um tauchend die Korallen mit ihren wunderschönen Bewohnern im Great Barrier Reef beobachten zu können - bevor sie für Jahrtausende verschwinden.

Urlauber genießen die Bequemlichkeit des Kreuzfahrtschiffes um am Südpol den Pinguinen und den Robben nahe zu sein - solange denen das Eis noch erhalten bleibt. Oder sie bewegen sich sonst wohin, wo sie sich erholen müssen oder sehen müssen was sie noch nicht in Natura gesehen haben.

Damit Urlauber das mit ruhigem Klimagewissen tun können, bietet z.B. Grow My Tree (1) an die dabei verursachten CO2-Emissionen auszugleichen: „Pflanze noch heute einen Baum um deine CO2-Emissionen zu kompensieren. Jetzt Bäume pflanzen“.

So schön die Idee auch scheinen mag, hat sie doch gravierende Denkfehler:
Das Flugzeug erhöht den CO2-Gehalt der Atmosphäre und schädigt damit das Klima sofort. Der gepflanzte Baum zieht das CO2 effektiv wohl erst ab dem 30 Jahr aus der Atmosphäre. Das ausgestoßene CO2 schädigt definitiv das Klima und stößt damit langanhaltende negative Prozesse an, bevor der Baum etwas verbessern kann. Zeit ist nicht rückholbar. Die angestoßenen Prozesse sind deshalb durch neue Bäume nicht zu kompensieren. Ob der Kompensationsbaum je seine ihm theoretisch zugedachte Kompensationsleistung erfüllen kann ist mehr als unsicher. Vielleicht geht er erst gar nicht an oder verdorrt schon bevor er etwas leistet und wird damit statt zur CO2-Senke zur CO2-Quelle, hat vielleicht in 80 oder 100 Jahren viel CO2 aus der Atmosphäre gebunden, fällt aber dann einem Waldbrand zum Opfer oder verschwindet in einer Pelletheizung und entlässt das mühsam gebundene CO2 wieder in die Atmosphäre.

„Das Waldbrandjahr 2022 ist auf Rekordkurs. Noch nie war zu dieser Zeit des Jahres bereits so viel Waldfläche verbrannt.

Seit Jahresbeginn sind in Europa schon rund 780‘000 Hektar Wald verbrannt – dies entspricht mehr als der Fläche des Kantons Graubünden. In einem durchschnittlichen Jahr verbrennen bis Mitte August rund 190‘000 Hektaren Wald. Noch nie seit Aufzeichnungsbeginn 2006 war die verbrannte Waldfläche bereits so groß wie Mitte dieses Augusts. Die diesjährigen Waldbrände sind aber nicht nur im Vergleich zu den letzten Jahren intensiv - der Rückblick ins letzte Jahrhundert zeigt noch deutlicher, wie ungewöhnlich die diesjährigen Waldbrände sind.“(2)

780.000 Hektar sind 7.800 km², das ist ein Quadrat mit der Seitenlänge von etwa 90 km Luftlinie, oder etwa dreimal die Fläche des Saarlandes.

Das alles verschleiert die Werbung: „Bäume sind leicht zu pflanzen, entziehen der Atmosphäre über Jahre CO2 und binden dieses langfristig in ihrer Biomasse und im Boden. CO2-Bindung: Schätzungen gehen davon aus, dass Bäume im globalen Durchschnitt etwa 10kg CO2 pro Jahr binden können.“

Wie man es auch sich gerne einreden mag, dem Klima von morgen hilft nur Nichtfliegen, Nichtautofahren, wenig Fleisch essen, Duschen statt Baden oder gar kalt Duschen, sich daran erinnern, dass in vergangenen Zeiten das Wohnzimmer nur sonntags geheizt wurde. Besonders hilft es die Heizung zu optimieren oder eine klimafreundlichere einbauen zu lassen. Noch besser hilft es das Haus ausreichend zu isolieren, einen Sonnenkollektor oder eine Photovoltaikanlage zu installieren. Das solches der Klimakatastrophe entgegen wirkt weiß man seit mehr als 30 Jahren.

Was man so alles der Atmosphäre durch Fliegen zumutet liest an in(3).

(1)https://co2.growmytree.com/?gclid=EAIaIQobChMIp9G-msTd QIVDNZ3Ch3p2gQZEAAYAiAAEgKMDvD_BwE

(2)https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/klima/4250-waldbraende-in-europa.html

(3)https://utopia.de/ratgeber/co2-ausstoss-beim-flugzeug-so-viel-emissionen-verursachen-flugreisen/