Sebastian Hartmann, MdB, regt Bundeszentrum für die psychosoziale Notfallversorgung im Raum Bonn an
Troisdorf, 29. März 2022 - Der Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann (SPD) regt die Einrichtung eines Bundeszentrums für die psychosoziale Notfallversorgung und Einsatznachsorge internationaler Einsatzkräfte in der Region Bonn an. In einem Beitrag der Zeitung "Behördenspiegel" begründet Hartmann den Vorschlag mit dem großen Bedarf und der engen Vernetzung aller nationalen wie internationalen Einrichtungen vor Ort.
"Die Erfahrung vieler ziviler und militärischer internationaler Einsätze, die Flüchtlingsbewegung 2015/16 und aktuell die Aufnahme teilweise traumatisierter Flüchtlinge aus der Ukraine haben einen Bedarf an psychosozialer Notfallversorgung ebenso wie der Einsatznachsorge erneut deutlich gemacht", schreibt Hartmann. Der SPD-Politiker erinnert daran, dass mehr als 2.250 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr derzeit international im Einsatz sind, außerdem nahezu 1.000 Fachkräfte im Entwicklungsdienst, vorwiegend von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Mehr als 7.000 Freiwillige wurden 2019, im letzten Jahr vor Corona, ins Ausland vermittelt. Hinzu kommen zahlreiche Menschen im Dienst nationaler und internationaler Hilfsorganisationen.
Längst spiele die psychosoziale Vorbereitung und Begleitung eine große Rolle bei der Ausbildung der Hilfsorganisationen. Doch der Bedarf sei national wie international groß. "Dies allein schon, um Helferinnen und Helfer nach ihrem Einsatz nicht alleine zu lassen", so Hartmann. Den Organisationen gingen Helfende verloren, "die im schlimmsten Fall langfristig traumatisiert sind."
Vielfacher ziviler Nutzen
Die in dem neuen Zentrum gewonnen Erfahrungen, Erkenntnisse und Forschungsergebnisse sollen nach Vorstellung des innenpolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion auch für die Betreuung ziviler Opfer und traumatisierter Flüchtlinge genutzt werden - international. Das gelte für UN-Hilfsorganisationen wie für die EU und unsere Bündnispartner.
"Der Ukraine-Krieg zeigt uns, dass es nur noch geringe Unterschiede zwischen militärischen und zivilen Traumata gibt - und dass nur internationale Zusammenarbeit weiterer solcher Kriege verhindern kann." Ein Bundeszentrum für die psychosoziale Notfallversorgung ziviler Einsatzkräfte wäre weiterer friedlicher Beitrag aus Deutschland (und Bonn) für die internationale Zusammenarbeit. Gerade die Region Bonn könnte somit entlang eines Netzwerkgedankens sämtliche vorhandene Ressourcen bündeln und zu Forschung und Betreuungskapazitätsaufbau beitragen.
Raum Bonn bietet optimale Voraussetzungen
Der Bundestagsabgeordnete sieht den Raum Bonn für ein solches Zentrum als "optimalen Standort". In Bonn hätten nicht nur das Bundeverteidigungsministerium und das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ihren ersten Dienstsitz, sondern auch viele Einrichtungen; vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bis zum Technischen Hilfswerk, er GIZ als größte Organisation internationaler Entwicklungszusammenarbeit, viele Hilfs-Organisationen - und nicht zuletzt der Vereinten Nationen. "Nicht zu unterschätzen ist die Nähe zum BBK in Bonn, das für die PSNV von Helferinnen und Helfern im Katastrophenschutz seit zwanzig Jahren Standards definiert", so Hartmann.
Darüber hinaus sei der bedeutende Bundeswehr-Standort Koblenz mit seinem Bundeswehrzentralkrankenhaus nahe. Deren Kompetenz bei der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen können wir in Bonn auch verstärkt zivil nutzbar machen und für eine Stärkung der friedlichen internationalen Kooperationen nutzen. "Die Ausweitung der Erkenntnisse und Erfahrungen über den Kreis der Einsatzkräfte auf die Opfer von Katastrophen und kriegerischen Auseinandersetzungen wäre der nächste, logische Schritt."