Stadtwald Rheinbach – Ein wichtiges Zukunftsprojekt
Der Rheinbacher Stadtwald und dessen zukünftige Nutzung erhitzt seit mehreren Tagen die Gemüter in Rheinbach. Dies ist verständlich, weil der Rheinbacher Stadtwald nicht nur als Nutzwald sondern auch als wichtiger Erholungswald genutzt wird. Dies bleibt so und wird nicht geändert!
Jedoch zeigt sich, dass, bedingt durch viele Einflussfaktoren, eine Veränderung in unserem Wald stattfindet. Ob dies alleine durch den Klimawandel zu erklären ist oder der Eingriff des Menschen in unseren Wald verantwortlich ist, ist Inhalt langjähriger Diskussion. Sicher scheint jedoch, dass ein Fortschreiten dieser Veränderungen nachteilige Auswirkungen auf unser Klima haben wird.
Daher ist aufrichtige Diskussion nur dann korrekt zu führen, wenn bei der im Antrag der Fraktionen der CDU und Bündnis 90 Die Grünen geforderten nachhaltigen Waldbewirtschaftung klimabeeinflussende Faktoren, wirtschaftliche Interessen und Erholungsaspekte Berücksichtigung finden.
Es ist völlig falsch anzunehmen, wie in der Presse zu lesen war, dass die Wald- und Forstbewirtschaftung vor 200 Jahren mit der heutigen, großteiligen ökonomisierten Waldwirtschaft vergleichbar wäre. Das große wirtschaftliche Interesse am Rohstoff Holz hatte in den vergangenen Jahrhunderten zu einer starken Veränderung unserer Wälder geführt.
Insbesondere wertvolle Buchen- und Eichenwälder wurden abholzt und führten zu einem Rückgang des Waldes in Deutschland. Erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts besann man sich der Nachhaltigkeit und unternahm Maßnahmen zur strukturierten Wiederaufforstung, wobei in Deutschland Fichtenpflanzungen, als schnell nachwachsender Holzlieferant, den Vorzug vor Eiche und Buche erhielt. Von 2002 bis 2021 nahm sogar die Waldfläche in Deutschland um 0,4% zu. Man geht davon aus, dass 32% der Landfläche Deutschlands Waldgebiet ist. Die Fichte konnte jedoch aufgrund negativer klimatischer Veränderungen dem Selektionsdruck nicht standhalten und Dürre sowie Schädlingsbefall hat in den letzten Jahren zu einem verstärkten Niedergang des Fichtenbestands in Deutschland geführt.
Die verstärkte Forderung nach einem Umdenken in der Waldbewirtschaftung, hin zu vermehrt, naturbelassenen Waldflächen wurde hierdurch immer lauter.
Naturwaldflächen, in denen eine ursprüngliche, durch den Menschen unbeeinflusste Vegetation stattfinden kann, sind jedoch in Deutschland weiterhin gering. Diese Flächen sind aber für den Erhalt von biologischer Vielfalt und für den Klimaschutz unverzichtbar. 2007 wurde daher von der damaligen Bundesregierung die Naturwaldfläche, die bundesweit bis 2020 erzielt werden soll, auf 5% festgelegt. Bislang liegt diese jedoch unter 3 %. Bayern hat sein Ziel von 10% der Waldfläche zur Naturwaldflächen zu machen für 2023 bereits bekräftigt, Hessen hat dieses Ziel bereits 2020 erreicht. Insbesondere die Artenvielfalt von Flechten, Moosen und Pilzen wird durch eine verstärkte, intensivierte Forstwirtschaft negativ beeinflusst. Dem gilt es in angemessener Form entgegenzuwirken. Der Antrag von CDU und Bündnis 90 Die Grünen nimmt die Erkenntnisse aus einer Vielzahl von Studien zu dieser Thematik auf und fordern für den Rheinbacher Wald einen Naturwaldanteil von bis zu 20%. Dieses Ziel ist bewusst so ambitioniert formuliert, um gemeinsam mit dem Forstamt und den privaten Waldbesitzern einen Weg zu finden, die Artenvielfalt und den hohen klimatischen Wert des Rheinbacher Waldes langfristig zu schützen. Um diesen für uns so wichtigen Erholungs- und Nutzraum zu erhalten, bedarf es einer Anpassung.
Anscheinend soll die öffentlich geführte Diskussion durch das bewusste Verbreiten von Fehlinformationen zum Steigbügel für SPD, FDP und UWG werden, die bislang bei kaum einem Thema etwas bewegt haben.
Im Jahr 2016 wurde durch die CDU Rheinbach das „Kompetenzteam Umwelt und Klima“ ins Leben gerufen, in dem sich Bürgerinnen und Bürger mit Möglichkeiten des Klima- und Umweltschutzes beschäftigen. Das Wahlprogramm der CDU Rheinbach zur Kommunalwahl 2020 machte bereits deutlich, dass Klima- und Umweltpolitik für die CDU immens wichtig sind und das Thema Stadtwald eines der entscheidenden dieser Wahlperiode werden sollte. Um hier auch fachlich fundiertes Wissen zu erlangen, wurden professionelle Begehungen des Waldes durchgeführt und externe Gutachten zum Rheinbacher Wald von ausgewiesenen Spezialisten erstellt. Aufgrund dieser Erkenntnisse, untermauert von wissenschaftlichen Studien der großen Umweltverbände NABU und BUND konnten die beiden kooperierenden Parteien CDU und Bündnis 90 Die Grünen ein Konzeptpapier entwickeln, welches Grundlage des gestellten und ausführlich im Ausschuss für Umwelt und Mobilität beratenen Antrages ist. In der Zeitung „WiR- Wir in Rheinbach“ wurden alle Haushalte Rheinbachs über die Inhalte bereits lange vor der Beratung im Ausschuss informiert. Die angeprangerte Intransparenz und fehlende Bürgerinformation entbehrt daher jeglicher Grundlage und ist schlichtweg falsch. Auch das Skizzieren von Horrorszenarien, wonach Wald abgezäunt und für die Bevölkerung unzugänglich gemacht werden soll oder Walgebiete zu undurchdringbarem „Urwald“ werden soll, ist schlicht unseriös und soll bewusst in die Irre führen.
CDU und Bündnis 90 Die Grünen sind davon überzeugt, dass die formulierte Zielmarke von 20% Naturwaldfläche einen bedeutenden Mehrwert für unser Klima und einen Gewinn für die Vegetation und den Artenschutz in unserem Wald leistet, ohne den Erholungs- und Freizeitwert zu beeinflussen.
Die aktuellen und für jeden offensichtlichen Veränderungen der klimatischen Verhältnisse haben Rheinbach im Juli 2021 im Rahmen der bislang größten Überschwemmungskatastrophe in Deutschland, schwer getroffen. Wir alle sind aufgefordert uns aktiv für eine nachhaltige und klimabewusste Politik zu engagieren, um auch nachfolgenden Generationen ein Leben auf diesem Planeten zu ermöglichen. An dieser Stelle hat politische Polemik und parteipolitisches Ausschlachten eines so wichtigen Themas keinen Platz. Vielmehr laden wir alle Interessierten ein im konstruktiven Dialog unser engagiertes Vorhaben zu unterstützen und den Rheinbacher Stadtwald zu einem Beispiel gelebten Umwelt- und Naturschutzes zu machen, zum Wohle jedes einzelnen Bürgers dieser schönen Stadt.