Montag, 23. August 2021

Die ohne Panik

Die ohne Panik

Im GA stand kürzlich „Interview Andreas Röder“ „Ich halte nichts von Panik“ und im zum Interview Untertitel: „Konservative sind nicht gestrig, sondern wollen den Wandel – aber mit Umsicht, sagt der Historiker“

Darunter ein Foto mit einem Auto in der überschwemmten Bachstraße in Rheinbach. Wer das Foto sieht, könnte auf die Idee kommen „Umsicht“ sei Synonym für „Ignoranz“. 30 Jahre konservative „Umsicht“ in der Klimapolitik bescheren uns solche Bilder und was sich dahinter an Leid und Zerstörung verbirgt.
Auf einem der Plakate, die ich samstags in der rheinbacher Hauptstraße aufstelle steht: „Klimawandel – wer keine Panik hat, hat das Problem nicht verstanden.“

Das wird der Sache eher gerecht als der Spruch eines Historikers. Wobei ich mich frage, ob ein Historiker sich zu komplexen physikalischen Systemen äußern und abgedruckt werden sollte.

Es ist sicher ziemlich egal, was die persönliche Meinung eines Historikers zur galoppierenden Klimakatastrophe ist. Sie sollte aber nicht in einer Tageszeitung veröffentlicht werden, weil genau solche von Unkenntnis geprägten Sätze denen hilft, die sowieso schon wussten, das „Gerede“ um die Klimakatastrophe sei gesteuert um die Menschen zu etwas zu zwingen, was sie nicht wollen und nicht müssen. Auch die Politik ist dankbar für solche Sätze – siehe den Klimaexperten Armin Lasched seines Zeichens Kanzlerkandidat der Konservativen. Übrigens nicht besser als die Konservativen sind die Fortschrittsgläubigen, die die Lösung in der Wirtschaft sehen, die ebenso ignorant die eigentliche Ursache des Dramas ist.

Schützenhilfe bei der Ignoranz gegenüber dem Klima erhält die Politik leider auch von Wissenschaftlern, die sich ernsthaft mit „Jahrhundertereignissen“ befassen und damit eher – hoffe ich – ungewollt die Gesellschaft einlullen. Vergleicht man etwa historische Hochwasser im Ahrtal - das letzte ganz große wohl am 13. Juni 1910 - mit dem vom 14./15. Juli 2021 sind das Milchmädchenrechnungen nicht nur bezogen auf die Wassermassen. Die globale Kohlendioxid Konzentration lag zur Zeit der 1910er-Katastrophe unter 300 ppm und liegt bei der 2021er über 410ppm. Damit ist noch nichts über den Unterschied in der CO2 äquivalenten Konzentration durch weitere Treibhausgase gesagt.

Bezogen auf den Historiker sollte klar sein: Nicht jeder der was sagt hat auch was zu sagen.

Zu historischen Hochwassern im Ahrtal lese man:
https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb2015/hjb2015.47.pdf
Peter Schürkes