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Gut besucht war die diesjährige Veranstaltung zum Tag des offenen Denkmals. (Foto: Dietmar Pertz) |
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Walter Schiffer (links) und Dietmar Pertz führten über den jüdischen Friedhof in Rheinbach. (Foto. Helmut Nikolaus) |
Viele Interessierte beim Tag des offenen Denkmals in Rheinbach
Einen besonderen Gast hatten die Burg- und Stadtführer im Eifelverein Rheinbach und die Archivfreunde zum Tag des offenen Denkmals 2024 eingeladen. Walter Schiffer, Fachmann für Judaistik aus Borken, konnte für eine Führung über den jüdischen Friedhof gewonnen werden. Unterstützt wurde er dabei von Stadtarchivar Dietmar Pertz, der Informationen zur Geschichte der Juden in Rheinbach allgemein und zur Historie des Friedhofs im Besonderen beisteuerte. Schiffer erläuterte zunächst den Stellenwert des Friedhofs und der Erinnerungskultur in jüdischer Tradition: „Jüdische Friedhöfe sind auf Ewigkeit angelegt; die Totenruhe für die Bestatteten soll bis zur Ankunft des Messias gewährleistet sein. Sie sind Orte des Gebetes und des Gedenkens. Werden die Begräbnisplätze nicht zerstört, sind sie durch die oft ausführlichen Grabsteininschriften ein offenes Buch der Gemeindegeschichte, ein steinernes Archiv.“
Der heutige jüdische Friedhof in Rheinbach wurde vor 1825 an dieser Stelle errichtet. „Ein Vorgängerfriedhof lag wohl südlich der Stadtmauer an der damals erwähnten Judengasse“, so Stadtarchivar Pertz. In der NS-Zeit wurden die noch brauchbaren Grabsteine an einen Steinmetz in Godesberg verkauft und die Begräbnisstätte von der Reichsfinanzverwaltung an eine Rheinbacher Autoreparaturwerkstatt verpachtet. Diese nutzte die Fläche als Parkplatz für reparaturbedürftige Lastwagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten einige wenige Grabsteine zurückgekauft und wieder auf dem Friedhof aufgestellt werden.
Dann ging Walter Schiffer exemplarisch auf die hebräischen Inschriften einiger Grabsteine ein. Neben den Sterbedaten nach jüdischem Kalender finden sich häufig die Namen der Vorfahren und eine Charakterisierung der Verstorbenen. So liest man beispielsweise auf dem ältesten Stein (1836) von einem ‚Teueren und Erhabenen‘, von Michael, Sohn des Jizchak, einem ‚aufrechten getreuen Mann‘.
Zuletzt widmete sich Pertz einem Stein mit der Inschrift: „Eheleute Hermann Rolef - Zum Gedenken an Selma und Finchen Rolef“. Er ist der jüngste Stein auf dem Friedhof und wurde nach 1945 gesetzt, vermutlich von Clara Baumgarten, geb. Rolef, die mit einem Christen verheiratet war, in nationalsozialistischer Zeit versteckt wurde und so den Holocaust überlebte. Der Gedenkstein erinnert an ihre Eltern Hermann und Karolina sowie Claras Geschwister Selma und Josefine. Letztere wurden 1942 von Rheinbach über Endenich in das Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk deportiert und ermordet.
Insgesamt nahmen über 70 Personen an den beiden Friedhofsführungen teil. Diese hohe Teilnehmerzahl zeigt, dass die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Rheinbach nicht vergessen ist.