Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn im Diskurs. Foto: Pascal Schröder (H-BRS) |
Nachhaltige Transformation - Kommunen und Wissenschaft an der H-BRS im Austausch
Beim Transfertag der Nachhaltigkeit an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) haben sich Kommunen und Wissenschaft über das Thema Nachhaltigkeit ausgetauscht. Wie können die Kommunen die nachhaltige Transformation besser umsetzen und wie kann die Wissenschaft diesen Prozess unterstützen? Das waren die zentralen Fragen.
Zahlreiche Gäste waren der Einladung von Professorin Michaela Wirtz, Vizepräsidentin Transfer, Innovation und Nachhaltigkeit der H-BRS, auf den Campus Sankt Augustin gefolgt. Das Thema wurde in Diskussionsrunden und Vorträgen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Es ging dabei nicht nur um den Einsatz erneuerbarer Energien, um Mobilität und um Städtebau, sondern auch um die Akzeptanz in der Bevölkerung, Bürokratie und finanzielle Möglichkeiten.
In seinem Begrüßungsimpuls hob Hochschulpräsident Professor Hartmut Ihne die besondere Bedeutung der Transformation auf kommunaler Ebene für das Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele hervor: „Kommunen sind die eigentlichen Kerne des Globalisierungsgeschehens. Daher müssen wir ihnen auch im politischen Diskurs deutlich mehr Aufmerksamkeit geben und sie zum Ausgangspunkt von gelingender Transformation machen.“ Um die prozessbegleitenden Rechtsbedingungen beherrschen zu können, schlug Ihne einen Transformation-Readiness-Index vor – ein Bewertungs- und Entwicklungswerkzeug, das die Komplexität des Prozesses reduziert und Widersprüche aufdeckt.
In seiner Keynote machte Professor Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, deutlich, dass sich die Kommunen in ihren Verwaltungsbereichen stärker vernetzen und integrative Strukturen aufbauen müssen. Um den Herausforderungen wie Klimaanpassung und Emissionsminderung gerecht zu werden, müssten die kommunalen Wärmekonzepte unter Berücksichtigung sozialer Aspekte angepasst werden. Laut Fischedick sind etwa ein Drittel aller deutschen Haushalte nicht handlungsfähig, weil sie strukturell etwa altersbedingt oder finanziell eingeschränkt sind. Hier könnten beispielsweise kommunale Wärmenetze helfen.
Zur Rolle der Wissenschaft sagte er: „Die Nachhaltigkeitsforschung ist sehr wichtig, weil wir es sowohl mit ökonomischen als auch mit sozialen, ökologischen und technologischen Herausforderungen zu tun haben.“ Es gehe darum, ganzheitliche Lösungsansätze zu entwickeln.
Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU), Vorsitzende des Rechtsausschusses im Deutschen Bundestag, betonte, dass die Innovationsfähigkeit Deutschlands erhalten werden müsse. Weitere Impulse gaben Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Max Leitterstorf, Bürgermeister der Stadt Sankt Augustin, und Martin Metz (Grüne), Mitglied des Landtages NRW.
Auf dem Podium diskutierten unter anderem die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Regina Rosenstock, Wirtschaftsförderin des Rhein-Sieg-Kreises, Petra Kalkbrenner, Bürgermeisterin der Gemeinde Swisttal, Rainer Gleß, Technischer Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin, und Thomas Kemmann, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft für den Rhein-Sieg-Kreis, über verschiedene Themenschwerpunkte – beispielsweise über Herausforderungen bei der Mobilität und im Gebäudemanagement.
Seitens der Hochschule brachten Paul Bossauer, Forschungsgruppenleiter Mobilität, Nachhaltigkeitsmanagerin Stephanie Lorek, Kerstin Rosenow-Williams, Professorin für Soziale Nachhaltigkeit, und Wiltrud Terlau, Professorin und Direktorin des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung, Forschungsergebnisse und Erfahrungen in die Diskussion ein.
Bei der Veranstaltung wurde deutlich, dass Nordrhein-Westfalen zwar geübt im Strukturwandel ist, nicht zuletzt aufgrund der Veränderungen im Rheinischen Revier. Der Wandel kann jedoch nicht mit den rasanten Klimaveränderungen mithalten. Auch wenn Eile geboten sei, müssten mehr Partizipationsmöglichkeiten angeboten werden, um die Akzeptanz für Veränderungen bei den Bürgerinnen und Bürgern zu erhöhen und sie nicht mit Entscheidungen zu überfordern, so der Tenor der Veranstaltung. Dabei könnten die Wissenschaft und eine anschauliche Kommunikation einen wichtigen Beitrag leisten, Desinformationen zu vermeiden und Forschungsergebnisse transparent und sichtbar zu machen.
Der Transfertag der Nachhaltigkeit wurde im vergangenen Jahr von der Nachhaltigkeitsallianz für angewandte Wissenschaften in NRW (NAW.NRW) ins Leben gerufen. Er findet einmal jährlich an einer der 21 im Netzwerk engagierten Hochschulen statt.