Das Team von Sikul mit der Kulturmaschine auf einem Festival im Hunsrück. Foto: Milena Kriegsmann-Rabe |
H-BRS-Forschungsprojekt: Kulturmaschine fördert Dialog zu Kunst und Kultur im ländlichen Raum
Was muss man mitbringen, um erfolgreich ein Kulturprojekt auf dem Land durchzuführen? Welche Fähigkeiten sollte man haben, welche Widerstände im Blick behalten? Diese Fragen beantwortet die Kulturmaschine, mit dem die Forscherinnen des Projekts SIKUL an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) zurzeit auf Kulturveranstaltungen unterwegs sind. Das Team möchte mit Menschen ins Gespräch kommen und damit den Austausch zwischen Wissenschaft und Bevölkerung befördern.
Kunstangebote für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Theaterworkshops für Schulklassen oder ein Kino für Blinde: Mit sozialen Innovationen möchten Kunst- und Kulturschaffende neue Ausdrucksformen schaffen oder den Zugang zur Kunst für alle gesellschaftlichen Schichten erleichtern. Für Gemeinden und Kommunen beinhalten sie das Potenzial, neue Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen oder die Lebensqualität der Einwohner zu verbessern.
Das Forschungsprojekt SIKUL der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) untersucht, wie solche sozialen Innovationen im ländlichen Raum entstehen und was Initiatorinnen und Initiatoren mitbringen müssen, um erfolgreich zu sein. In der ersten Phase befragten die Forscherinnen deshalb Menschen, die bereits Projekte ins Leben gerufen haben oder sich gerade im Prozess der Gründung befinden. „Wir haben gemerkt, dass sich viele Personen auf dem Land nach Orten sehnen, an denen man zusammenkommen und sich mit Anderen austauschen kann. In vielen Dörfern gibt es keine Geschäfte, Bars oder andere Treffpunkte mehr. Und es gibt Menschen, die die Energie und die Ressourcen mitbringen, um etwas Neues zu schaffen“, sagt Forscherin Milena Kriegsmann-Rabe.
Neben organisatorischen Aspekten, wie einer vorhandenen Räumlichkeit oder Finanzkenntnissen, entscheiden auch persönliche Kontakte darüber, ob ein Projekt gelingt ist oder nicht. „Was in den Gesprächen schnell deutlich wurde: Man kann nicht alles am Schreibtisch planen. Und ohne die Unterstützung aus Politik und Verwaltung wird es sehr schwer, etwas zu erreichen“, sagt Kriegsmann-Rabe.
Die Ergebnisse aus den Interviews überführten die Forscherinnen in die selbstgebaute Kulturmaschine, mit der sie aktuell bei Kulturveranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen wollen. An aufeinanderfolgenden Stationen können Interessierte etwa angeben, was sie sich für ihren Wohnort wünschen, mit einem Joystick einstellen, über welche nützlichen Kontakte sie verfügen, oder sich auf einer Lochkarte ausstanzen lassen, welche hilfreichen Kenntnisse sie mitbringen.
Neben der Möglichkeit, mittels der Maschine leichter mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch über die Forschung zu kommen, freuen sich die Forscherinnen auch, wenn der Austausch anregt, selbst aktiv zu werden: „Unsere Maschine soll Spaß machen und Begeisterung wecken – eine der Grundvoraussetzungen für neue Kulturinitiativen auf dem Land,“ sagt Kriegsmann-Rabe.
Hintergrund
„Soziale Innovationen in Kunst und Kultur als Faktor für Resilienz und kulturelle Teilhabe in strukturschwachen ländlichen Räumen: ein Fallstudienansatz zur Erforschung von Wirkungsmechanismen“ (SIKUL) ist ein Projekt des Centrums für Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand (CENTIM) an der H-BRS. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.