Hochschule Bonn-Rhein-Sieg setzt Zeichen für Menschenwürde und Demokratie
Sankt Augustin, 5. Juni 2024. Es war ein deutliches Zeichen für Menschenwürde und Demokratie, mit dem sich die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) gegen Rassismus, Antisemitismus, Hass und jede Form von Diskriminierung wendet: Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind am Dienstag (4. Juni) der Einladung der H-BRS zu einer Kundgebung in Sankt Augustin gefolgt. Nicht nur Studierende und Beschäftigte sind zu der Veranstaltung auf dem Parkplatz vor der Hochschule gekommen, sondern auch Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt und dem Umland.
Das Präsidium der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) hatten gemeinsam zu der Kundgebung aufgerufen, die sie unter das Motto „Für Menschenwürde und Demokratie“ gestellt hatten.
Hochschulleitung und Studierendenschaft wollten mit der Veranstaltung auch die Bedeutung und den Wert demokratischer Wahlen unterstreichen und hatten dafür einen Termin in der Woche vor der Europawahl gewählt.
Nicht wenige der Menschen, die sich vor der eigens aufgebauten Bühne auf dem großen Parkplatz zwischen Hochschule und Huma-Einkaufszentrum versammelt hatten, hatten daher ein Europa-Fähnchen dabei.
Dass eine derartige Veranstaltung für eine Hochschule nicht alltäglich ist, war der Hochschulleitung bewusst. „Eine Demonstration ist für uns als Hochschule ein ungewöhnliches Format“, sagte Hochschulpräsident Hartmut Ihne. „Aber wir wollen Haltung zeigen. Die Wissenschaft ist besorgt über demokratiefeindliche Tendenzen, und wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung.“
In seiner Ansprache ging Hochschulpräsident Ihne auf die weltweit zurückgehende Zahl an demokratischen Gesellschaften ein. „Wir brauchen eine starke, von uns allen aktiv getragene, wehrhafte Demokratie, um in den großen vor uns liegenden Herausforderungen bestehen zu können: der ökologischen und digitalen Transformation, der Schaffung sozialer Sicherheit, der Förderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, der Überwindung von Krieg und der Bewahrung von Frieden“, sagte er. Demokratie beginne in den Köpfen, und werde mit den Händen fortgesetzt.
Nach dem Präsidenten der Hochschule sprach die Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses, Masharika Zamil. Sie stellte die Solidarität unter den Studierenden in den Mittelpunkt ihrer Rede: „Solidarität bedeutet mehr als nur gemeinsame Proteste oder Unterschriftenaktionen“, erklärte sie. „Es bedeutet, einander zuzuhören, sich zu unterstützen und die Vielfalt unserer Gemeinschaft zu schätzen.“
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg legt großen Wert auf ihre internationale Ausrichtung. Ihre Studierenden kommen aus 116 Nationen. Der Anteil der Studierenden, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben, beträgt 17 Prozent.
Auch die Studentin Klara Ollesch rief zu tätigem Handeln auf: „Demokratie lebt von einem lebendigen Austausch. Wir dürfen nicht nur zuschauen, sondern müssen aktiv mitgestalten.“
Eine andere Perspektive brachte der Wissenschaftler Oleksandr Velihorskyi ein. In seiner auf Englisch gehaltenen Rede ging er auf die Situation seines Heimatlandes, der Ukraine, und die der osteuropäischen Nachbarländer ein. „Es ist ein Privileg in einer Demokratie in Freiheit zu leben“, sagte der Ingenieur und Wissenschaftliche Mitarbeiter, der sich gerade in Sankt Augustin befand, als der Krieg ausbrach. „Wenn Demokratie und Freiheit einmal verloren sind, dann ist es sehr schwer, sie wieder zurückzugewinnen.“
Bei der Veranstaltung sprachen außerdem Sankt Augustins Bürgermeister Max Leitterstorf, Sarah Friedrichs, Präsidialbeauftragte für Antidiskriminierung und Anti-Rassismus, und Dr. Barbara Hillen-Haas, die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule. Bürgermeister Leitterstorf erinnerte in seinem Grußwort an die Verabschiedung des Grundgesetzes vor 75 Jahren und appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger, für den Schutz unserer Demokratie einzutreten: „Der wahre Schutz von Frieden und Freiheit – das sind wir alle – wir alle, die wir hier stehen – wir alle, die gemeinsam unsere Demokratie hoch halten.“
Dr. Barbara Hillen-Haas thematisierte den Zusammenhang von Frauenrechten und Freiheit: „Wer denkt, dass ihn Frauenrechte nichts angehen, der irrt. In Ländern, in denen Frauenrechte eingeschränkt sind, sind es oft auch die Presse-, Meinungs- und Forschungsfreiheit. Aus der Freiheit erwächst Verantwortung: Wer Forschungsfreiheit für sich reklamiert, Frauenrechte aber missachtet, etwa durch Machtmissbrauch, handelt verantwortungslos und wenig demokratisch.“
Sarah Friedrichs benannte den gegenseitigen Respekt als „Schlüssel für ein friedliches Miteinander in Sicherheit und Freiheit“.
Die Kundgebung eröffnete Professorin Derya Gür-Şeker, die auch die Moderation übernahm. Zum Abschluss wurde es noch einmal richtig laut auf dem Parkplatz an der Grantham-Allee: Die Bonner Band Knallblech spielte einen Auszug aus ihrem Repertoire und sorgte mit einer mitreißenden Bühnenpräsenz für einen stimmungsvollen Ausklang.