Freitag, 16. Juni 2023

Terrorist-Warum? Falsche Frage! Terrorist-Wodurch?


Terrorist-Warum? Falsche Frage! Terrorist-Wodurch?


„Wie Terroristen gemacht werden“ ist der Titel eines Videos mit dem Terrorismusforscher und Ethnologen Günther Schlee, vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle  bei „Campus Talks ∙ ARD alpha“(2).

Einleitend spricht Schlee über die Entstehung und weitere Entwicklung von  al-Shabaab(1), wie sie sich insbesondere radikalisierte dadurch, dass die „Die somalische Regierung und die Regierung des autonomen Teilstaates“ die lokale Bevölkerung nicht an den Erlöse aus Schürfrechten für u.a. Koltan beteiligten, sondern sie unter sich und einem australischen Bergbauunternehmen aufteilten. „Sie (die Bevölkerung) griff zu den Waffen, verbündete sich mit al-Shabaab und kämpfte hinfort im Namen des Islam gegen den dekadenten Westen und seine somalischen Verbündeten. ...Es gab aber auch eine militärisch politische Allianz, die dieses ökonomische Netzwerk absichern sollte und das agierte unter dem Motto „War on Terror“. Krieg gegen den Terror sind seit dem 11.September 2001 Worte all derer die, wenn sie auf Ablehnung stoßen diese Ablehnung auf islamistische Verschwörung zurückführen statt, wenn auch wie in diesem Fall, ein Teil ihrer Gegner Leute waren, die nur etwas Geld für Zink und Koltan haben wollten“.

Schlee weiter: „Der Terrorismus, der wirkliche wie der vermeintliche entsteht durch Ausgrenzung und Marginalisierung. Wenn wir das Verständnis dieses Vorgangs,  … also (für die) Ursachen des Terrorismus (aufbringen) kann (das) uns natürlich nicht dazu bringen unsere Abwehrbereitschaft in irgendeiner Weise einzuschränken aber das Verständnis dieses Prozesses kann dazu beitragen, dass wir im Rahmen unserer politischen Möglichkeiten eine Politik zu betreiben, die weniger Menschen zu Terroristen werden lässt und ich glaube das ist also eine wichtige Funktion, das wir in diesem Sinne verstehen, deren Kalkül nachvollziehen, denn verstehen müssen wir auch unsere Feinde insbesondere unsere potentiellen Feinde bei denen noch die Möglichkeit besteht, sie erst gar nicht zu Feinden werden zu lassen“

Diesen Absatz hätte sich alle israelischen Politiker seit der Gründung ihres Staates, also von Ben Gurion bis Netanjahu immer wieder vorlesen lassen sollen. Vielleicht müssten Israelis dann keine Raketengriffe von „Terrorristen“ erleben.

Es gäbe in Palästina möglicherweise zukünftig keine „Terroristen“, käme Israel endlich den UN-Resolutionen nach und förderte die Zweistaatenlösung für Palästina. Dazu gehörte zu allererst die israelische Gesellschaft gäbe ihren „Anspruch“ auf Siedlungen für „Großisraeliten“ auf. Ein erster Schritt wäre, sie stoppten den israelischen Staatsterror: „Israelische Behörden haben nach palästinensischen Angaben eine mit EU-Geldern finanzierte Schule in einem Dorf nahe Bethlehem zerstört. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, israelische Soldaten seien am frühen Morgen in Begleitung von Bulldozern in das Dorf im südlichen Westjordanland eingedrungen.“(4).
Die Palästinenser haben die Soldaten zu Recht „Terroristen“ genannt, die getrieben von Rechtsextremisten und religiösen Fanatikern, die eine Regierung Netanjahu unterstützen, der ohne sie vor Gericht stünde.

Immer wenn wir Deutsche über Palästina reden, sollten wir bedenken, dass wir durch den Holocaust erst einen Staat Israel notwendig machten, der nicht im Land der Mörder entstand. Wir waren froh, dass die Palästinenser mit Gewalt aus ihrer angestammten Heimat vertrieben und heute noch aus den Räumen der israelischen Siedlungen und von deren Zufahrtsstraßen vertrieben werden. Hinzu kommt unser rassistischer Ansatz, indem wir „weißen“ Juden instiktief mehr Rechte zusprechen als Arabern / Palästinensern.

Peter Schürkes

(1)Wikipedia
Die Harakat al-Shabaab al-Mujahideen (HSM...) Bewegung der Mudschahedin-Jugend‘ – kurz al-Shabaab ...ist eine militante islamistische Bewegung in Somalia. Al-Shabaab kontrolliert Teile Südsomalias und setzt dort die Scharia in strenger Form durch. Die Gruppierung ist wahhabitisch beeinflusst.(3) Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates am Horn von Afrika und die Beteiligung an einem weltweiten Dschihad. Die Organisation steht auf der Liste der durch das Außenministerium der Vereinigten Staaten als terroristisch bezeichneten Organisationen im Ausland.

(2)https://www.ardmediathek.de/video/campus-talks/wie-terroristen-gemacht-werden/ard-alpha/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvL2U3MTY2NzlkLWU0OGItNGNhNi1hMTIzLTA1ZTY1OWVjODFiMA
(3)https://de.wikipedia.org/wiki/Wahhabiten