Dienstag, 25. April 2023

Der Netanjahu-Besuch

Der Netanjahu-Besuch


Seit 30 Jahren organisiere ich mit einem, seit ein paar Jahren mit zwei Freund(en) den Rheinbacher Schweigegang zur Reichspogromnacht in Nazi-Deutschland am 9./10. November 1938.

Ich engagiere mich, weil ich die Erinnerung an die deutschen Gräuel wach halten will. Für meine Abschlussreden am 9. November finde ich einen nicht enden wollenden Strom von Beschreibungen, wie Deutsche Juden (und nicht nur diese) aus der Gesellschaft warfen, zu Ungeziefer erklärten, sie quälten und auf die brutalste Weise töteten, nicht ohne sich in Scharen persönlich und gesellschaftlich am Vermögen der Ermordeten bis hin zu ihren Haaren zu bereichern.

Weil DIE Deutschen dafür verantwortlich waren (DIE ist korrekt, denn Ausnahmen lagen nicht mal im Prozentbereich) frage ich mich immer, weshalb der UN-Teilungsplan nicht Teile des Mörderlandes zu einer sicheren Zuflucht der überlebenden Juden und ihrer Nachkommen gemacht hat. Stattdessen hat man einem Volk die Heimat genommen das sicher nicht am Holocaust beteiligt war.

Da das nun mal so ist, die deutsche Vergangenheit bedenkend, ist es richtig Israel zu schützen. Weil die palästinensischen Araber für die Deutschen die Schuld abtragen, haben die Deutschen auch die Pflicht diese zu schützen insbesondere vor dem weiteren Raub ihres Landes durch jüdische Siedler. Israel erlaubt, nein befördert diesen Raub für Siedlungen von extremistischen Räubern, die es als ihr Recht ansehen Enklaven zu schaffen, sich auf Straßen zu bewegen, deren Nutzung den Beraubten versagt wird und die es für richtig halten deren Dörfer zu zerstören, wenn von dort Attentäter stammen, die Juden ermordet haben.

Oder so:
An den Juden sind die Deutschen schuldig geworden und müssen sie deshalb schützen. Den Palästinensern schulden die Deutschen Dank, weshalb die Palästinenser das Recht haben wie die Juden von den Deutschen geschützt zu werden. Gegenüber beiden haben die Deutschen eine Schuld abzutragen deren Gründe jedoch unterschiedlich sind. Während palästinensischer Terror an den Juden von den Deutschen zurecht als solcher verurteilt wird, ist der jüdische Terror quasi frei von deutscher Verurteilung – zu unrecht.

Ohne Gewalttaten rechtfertigen zu wollen, sollte klar sein: Attentäter werden nicht als solche geboren, es gibt kein „Attentats-Gen“. Attentäter sind eine Antwort auf Ungerechtigkeit, Diskriminierung, Erniedrigung und Gewalt.

Wenigstens gab der UN-Teilungsplan den Palästinensern gnädig das Recht auf dem nicht den Juden zugesprochenen Teil Palästinas zu leben zusammen mit den aus dem anderen Teil auch durch jüdischen Terroristen Vertriebenen. Menachem Begin der spätere Minsterpräsident Israels war ein Kommandeur der terroristischen Untergrundorganisation Irgun Tzwai Le’umi.

Um den Palästinensern ihr Recht geben zu können kam es zur Zweistaatenregel die, wie man weiß von Israel nicht mal zur Kenntnis genommen wurde.

All das berücksichtigend ist es völlig falsch einen korrupten, neuen Landraub für Siedlungen bejahende Netanjahu zu empfangen, der einer Koalition der Täter vorsteht, die die weitere Okkupation palästinensischer Heimat voran treiben wollen. Sie und die Siedler bilden sich ein, Juden hätten ein zweitausendjähriges Recht auf die Gebiete der Palästinenser und setzen das mit Waffengewalt durch.
Allein weil der korrupte von Strafe bedrohte Netanjahu auch die Axt an die israelische Demokratie legt hätte es gereicht nicht vom Kanzler empfangen zu werden. Ihm die Tür zu weisen wäre der richtige Umgang gewesen. So aber kann er in Israel erklären, die Deutschen sind in ihrer Geschichte so gefangen, dass sie zwischen Demo- und Autokraten nicht zu unterscheiden vermögen sobald es um Israel geht. „Indem sie mich empfangen haben, haben sie meiner rechtsradikalen z. T. kriminellen Koalition ein Gütesiegel verpasst.“ Könnte man Netanjahu in den Mund legen.

Vergessen wir nicht, Israel kehrt sich einen Dreck um alle UN-Beschlüsse, die ihre Politik kritisieren – besonders den Raub von palätinensichem Land für jüdische Siedlungen.

Die US-Amerikaner wollen derzeit wohl keine schmutzigen Hände schütteln.

Peter Schürkes