Hochschule Bonn-Rhein-Sieg verabschiedet feierlich Absolventinnen und Absolventen
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) hat am Samstag im Telekom Dome rund 900 Absolventinnen und Absolventen feierlich verabschiedet. Insgesamt feierten bei dem Ereignis rund 4000 Gäste. Das waren so viele wie nie zuvor – da die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre lang nicht in Präsenz stattfinden konnte, waren diesmal die Abschlussjahrgänge der vergangenen drei Studienjahre eingeladen. Bei manchen liegt der Abschluss also erst kurz zurück, andere stehen längst im Berufsleben.
Hochschulpräsident Hartmut Ihne gratulierte den Absolventinnen und Absolventen ganz herzlich zu ihrer Leistung. „Der Erfolg ist Ihrem Können, Ihrem Wollen, Ihrem Fleiß, Ihrem Ehrgeiz, Ihrem Mut und auch Ihrer Lebensklugheit zu verdanken“, sagte er. Zugleich gab Ihne ihnen aber auch ein paar Denkanstöße mit auf den Weg.
So nannte der Hochschulpräsident den Klimawandel und seine Folgen, die Pandemie, den Ukrainekrieg, wachsenden Hunger, die Bedrohung von Demokratien, Migration und die dunklen Seiten der Digitalisierung wie Überwachung und digitale Vulnerabilität als zentrale Chiffren einer sich verändernden Welt. „Wir müssen gute Antworten finden. Hier sind wir in der Wissenschaft in besonderer Weise gefordert“, betonte er. Deutliche Worte fand Ihne für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: Seit acht Monaten herrsche ein rechtloser, grausamer, völlig absurder und überflüssiger Krieg in der Ukraine, so der Präsident. Das habe gravierende Folgen für die ganze Welt. Dabei benötigten wir unsere Kraft eigentlich dafür, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen und die Gesellschaft in eine sozial-ökologische Marktwirtschaft zu transformieren. Das sei nicht nur eine Herausforderung für die Politik, sondern auch für die Wissenschaft. Deren größter Feind sei die Lüge. Politik, die auf Lügen aufbaue, schädige auch die Wissenschaft. „Allein deshalb schon, aber vor allem auch wegen der fatalen Folgen für den sozialen Zusammenhalt der Menschen, muss sich auch die Wissenschaft den Putins und Trumps dieser Welt entgegenstellen“, so Ihne.
Vor diesem Hintergrund appellierte er an die Absolventinnen und Absolventen: „Nutzen Sie Ihr im Studium gewonnenes Wissen, Ihre Fähigkeiten und Potenziale, um dabei mitzuhelfen, Wege in unsere gemeinsame Zukunft zu finden, zu bauen und zu gehen – und seien es auch nur ganz kleine! Arbeiten Sie mit an dem großen Ziel einer befriedeten Menschheit in ihrer bunten Vielheit! Als Fach- und Führungskräfte, als Bürgerinnen und Bürger, als Väter und Mütter!“, sagte der Hochschulpräsident. Er sei optimistisch, dass man gemeinsam vieles entwickeln und erreichen könne für eine gute Zukunft. Er fügte hinzu: „Unsere Hochschule steht für die Verantwortung der Wissenschaft - für unsere Gegenwart und für eine nachhaltige, menschenwürdige Zukunft.“
Vor den insgesamt 4000 Gästen, darunter Familie und Freunde der Absolventinnen und Absolventen sowie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft, übergab der Hochschulpräsident das Wort dann an Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner für ein Grußwort. „Als Oberbürgermeisterin gratuliere ich Ihnen im Namen der Stadt Bonn sehr herzlich und wünsche Ihnen für die Zukunft, dass Sie berufliche Herausforderungen meistern, ihre Ziele erreichen und die Arbeitswelt mit neuen, innovativen Ideen voranbringen werden. Den Grundstein dafür haben Sie als Absolventinnen und Absolventen einer renommierten Hochschule gelegt, die ein wichtiger Bestandteil der ausgezeichneten Bildungs- und Forschungslandschaft unserer Region ist“, sagte Dörner. Den Glückwunsch an die Absolventinnen und Absolventinnen verband sie mit dem Wunsch, dass diese in Bonn und der Region bleiben, „weil wir Sie brauchen“.
Zukunftsforscherin Jule Bosch beschäftigte sich in ihrem Vortrag danach mit der Frage, wie man in Zeiten von Klimawandel, Artensterben und sozialer Ungleichheit in die Zukunft startet. „Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht mehr aus, Nachhaltigkeit und Karriere auch nicht“, betonte sie. Und was man auch brauche: ambitionierte Ziele, Kreativität und Zusammenarbeit, um die richtigen Weichen zu stellen. Danach gab Notburga Kunert, stellvertretende Landrätin des Rhein-Sieg-Kreises, den Absolventinnen und Absolventen gute Wünsche für die Zukunft mit auf den Weg. „Wir sind stolz auf Sie“, sagte sie.
Natürlich kamen auch die Absolventinnen und Absolventen zu Wort: Für sie sprach Max Hartung. Der ehemalige Säbelfechter und mehrfache Olympiateilnehmer hatte im März an der H-BRS seinen Master of Business Administration (MBA) in „CSR & NGO Management“ erworben. Damit gehörte er zu den Studierenden, die in der Corona-Zeit ihr Studium an der H-BRS aufnahmen und vor allem digital lernen mussten. „Ich hatte mein Studium nicht als Fernstudium geplant“, sagte er unter dem zustimmenden Nicken vieler seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen. Er habe digital studieren müssen, ohne in der Bibliothek sitzen oder in der Mensa essen zu können. Zeitgleich habe er sich auf die Olympischen Spiele in Tokio vorbereitet und viele Trainingseinheiten auf den Treppenstufen an der Kölner Jahnwiese verbracht. Er sei sich vorgekommen wie Sisyphos, der immer wieder einen Stein nach oben rollen müsse, erzählte er. Das Sisyphos-Bild nutzte Hartung auch für seinen Wunsch an alle Absolventinnen und Absolventen: „Ich hoffe, dass Ihr trotz aller Widrigkeiten voller Stolz auf das Erreichte zurückblickt und Euch einen neuen Fels sucht. Ich hoffe, dass das Euer Herz erfüllt und glücklich macht“, sagte er. Hartung ist inzwischen Geschäftsführer der Sportstiftung NRW.
Mit dem Bild, das viele von diesem Tag im Kopf behalten werden, endete der offizielle Teil der Abschlussfeier: Alle anwesenden Absolventinnen und Absolventen versammelten sich auf der riesigen Bühne und warfen ihre Bachelor- und Masterhüte in die Luft. Zur Erinnerung an ihre Studienzeit überreichten die jeweiligen Dekaninnen und Dekane den Absolventinnen und Absolventen danach noch eine Schmuckurkunde als Symbol für das Abschlusszeugnis.
Die Livemusik zu der Veranstaltung steuerte die Künstlerformation „1stClass Entertainment“ bei. Es moderierte Sybille Schütt. Bei weiterer Livemusik, DJ-Tunes, Speisen und Getränken klang die Feier danach im Telekom Dome aus.
An der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg studieren rund 9500 Studierende in fünf Fachbereichen an den Standorten Sankt Augustin, Rheinbach und Hennef. Im Angebot sind 39 Studiengänge (21 Bachelor- und 18 Masterstudiengänge). Pro Studienjahr erwarben zuletzt jeweils mehr als 1200 Studierende einen Abschluss (Bachelor, Master oder Promotion).