Freitag, 21. Januar 2022

Kippelemente-04

Kippelemente-04

Kippelemente haben Kipppunkte. Der Luftballon ist ein Beispiel für ein Kippelement. Der Kipppunkt des Luftballons ist der Druck, der ihn zum platzen bringt. Jenseits der Kipppunktes gibt es kein zurück. Der Luftballon ist jenseits seines Kipppunktes kein Luftballon mehr und er wird auch keiner mehr, wenn man die Luft anhält. Typisch ist für Kippelement, dass ihr Kipppunkt nicht vorhersagbar ist. Der genaue Druck wann der Ballon platzt ist nicht berechen- sondern nur experimentierbar und dann wars das. Der Platzdruck gilt nur für den einen Ballon und ist auf andere nicht übertragbar. Wann er tatsächlich platzt hängt von unscheinbaren unbestimmten Abweichungen in der Hülle, von der Temperatur, von der Druckverteilung und einigem anderen Unbestimmbarkeiten ab.  Weiterhin ist typische, dass es einen Startpunkt gibt, von dem ab sich das System zum Kipppunkt hin bewegt. Ist der Startpunkt gesetzt bewegt sich das System beschleunigt in Richtung Kipppunkt. Beim Luftballon ist der Startpunkt der Moment, an dem das Aufblasen beginnt.

Die Menschen der sogenannten „entwickelten Welt“ sind seit Jahrzehnten dabei an allen unten aufgeführten Kippelementen zu experimentieren und sind dabei schon soweit gekommen, dass einige vielleicht schon über den Kipppunkt gekommen sind aber aufgrund der verzögerten Reaktion der großen Systeme noch nicht erkannt wurden.

Kippelemente können wie Dominosteine reagieren:

Der Vorspann wird in allen Kolumnen zu den Kippelementen verwandt. Es ist ja nicht klar, ob Leserin oder Leser die schon veröffentlichten gelesen hat.

Die wichtigsten:
•    Abschmelzen des sommerlichen arktischen Meereises
•    Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes
•    Abschmelzen des Westantarktischen Eisschildes
•    Abschmelzen des Ostantarktischen Eisschildes
•    Auftauen der Permafrostböden
•    Abschmelzen der Inlandgletscher
•    Erlahmen der CO2 Aufnahme durch die Meere
•    Erlahmen der atlantischen thermohalinen Zirkulation (Golfstrom)
•    Freisetzung der Methanhydrate in den Ozeanen
•    Veränderung der El Niño-Southern Oscillation (ENSO)
•    Zusammenbruch des indischen Sommermonsuns
•    Veränderungen im Westafrikanischen Monsunsystem mit Auswirkungen auf Sahara und Sahelzone (mit möglicherweise Ergrünen der Sahara als positivem Kippelement)
•    Entwaldung der tropischen Regenwälder
•    Verlust der Borealen Wälder
•    Absterben der tropischen Korallenriffe
•    Jetstream

Nachtrag zur Kolumne „Auftauen der Permafrostböden“:
https://www.n-tv.de/wissen/Tauender-Permafrost-birgt-grosses-Unheil-article23037621.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE


heute: Erlahmen der CO2 Aufnahme durch die Meere
Vorab: „Der Mensch verändert das Klima.“ Dieser Satz ist eine wohlfeile Lüge. Dieser Satz wälzt die Verantwortung der Menschen in den Industrienationen auf alle Menschen ab. Die allermeisten Menschen dieser Erde aber sind zu arm um vergleichbare Massen an CO2 ist die Atmosphäre blasen zu können. Sie tragen deshalb gar nicht oder nur unwesentlich zum Klimawandel bei. Die geringen Mengen an CO2, die die meisten Menschen dieser Erde produzieren könnte das Klimasystem locker wegpacken. Genau deshalb ist es allein Sache Klimakiller in den reichen Industriestaaten ihren Ausstoß schnellstmöglich auf Null zu bringen.
Zum Thema: Lag der CO2 Gehalt der Atmosphäre 1860 bei 280ppm liegt er heute bei 410ppm. Die Differenz ist das Ergebnis der Kohlenstoffverbrennung in den Industriestaaten. Die Meere nehmen etwa 30% des emittierten CO2 auf. Gäbe es diese CO2 Senke nicht, läge der Wert also bei 450ppm womit die politisch für „alle Zukunft“ gesetzte Grenze von 1,5°C schon überschritten wäre.

Die CO2-Senke der Meere funktioniert mit zwei Pumpen:
Der „physikalische Kohlenstoffpumpe“ und der „biologische Kohlenstoffpumpe“.
Die physikalische Kohlenstoffpumpe schafft das vom Wasser aufgenommene und gelöste CO2 mit den absinkenden Wassermassen in die Tiefen der Ozeane.
Gestört wird physikalische Kohlenstoffpumpe durch zwei Effekte:
Die steigende Temperatur der Meere verursacht durch das ständig steigende Treibhauspotential der Atmosphäre und die Versauerung der Meere durch das zusätzlich aufgenommene CO2.
Die Aufnahmefähigkeit von CO2 durch Wasser ist temperaturabhängig. Je höher die Temperatur, desto geringer die CO2 Aufnahme. In Zukunft wird die CO2 Aufnahmefähigkeit der Meere durch die gestiegene Temperatur abnehmen. Das ist wieder einer der berüchtigten Rückkopplungseffekt im Klimasystem. Steigt der CO2-Gehalt in der Atmosphäre steigt ihre Temperatur und in der Folge die der Meere, die dann weniger CO2 aufnehmen, was den CO2-Gehalt der Atmosphäre erhöht der wiederum ….
Der zweite Effekt, die Versauerung der Meere führt dazu, dass weniger CO2 vom  Wasser aufgenommen wird. Auch hier wieder der Rückkopplungseffekt: Das Angebot von mehr CO2 führt zur weiteren Versauerung mit der Folge geringerer CO2 Aufnahme durch das Wasser, weshalb die Atmosphärentemperatur steigt, die wiederum auch über die geschwächte physikalische Kohlenstoffpumpe weiter steigt….

Die Versauerung der Meere behindert auch die Meereslebewesen in ihrer Entwicklung und senkt somit die erzeugbare Biomasse,
was zur biologische Kohlenstoffpumpe führt. Der Kohlenstoff des CO2 wird von einzelligen Pflanzen, dem Phytoplankton per Photosynthese in Biomasse umgewandelt. Diese wird in der aufsteigenden Nahrungskette von kleinsten Tieren bis zu den Fischen direkt oder indirekt genutzt. Alle Lebewesen in der Nahrungskette erzeugen Unmengen an Kot, der relativ schnell in die Tiefe der Ozeane gelangt. Stirbt die Fischnahrung und die Fische selbst, sinken beide auch in die Tiefsee ab. So wird das primär von den Einzellern aufgenommene Kohlendioxid für mehrere Jahrhunderte oder Jahrtausende dem Kohlenstoffkreislauf entzogen.

Die biologische Kohlenstoffpumpe wird gestört einmal wie erwähnt durch die Versauerung der Ozeane, die dadurch weniger Biomasse bilden und durch die Überfischung der Meere mit der Folge, das weniger Fisch weniger Kot erzeugt und somit weniger Kohlenstoff deponiert wird.
Weitere Faktoren die die Meere als CO2 Speicher schädigen sind die Einträge aus der Landwirtschaft mit Pestiziden und der Überdüngung ebenso wie Verschmutzung durch Öl und Plastik.
Und wieder sind es die Bewohner der reichen Instustriestaaten, die den Meeren diese Probleme schaffen. Gleichzeitig berauben Sie mit ihren schwimmenden Fischfabriken den Menschen, die vom „kleinen“ Fischfang leben ihrer Lebensgrundlage. Sie machen sich auf die Flucht oder ändern ihre „Erwerbsform“ wie einige Somalis, die zu Piraten wurden weil sie keinen Fisch mehr fingen.(1)


(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Piraterie_vor_der_K%C3%BCste_Somalias


Quellen und zum weiter Lesen
https://www.heise.de/hintergrund/Warum-fehlender-Fischkot-die-Kohlenstoff-Bindung-im-Ozean-gefaehrdet-6225237.html
https://www.fr.de/wissen/warum-fischkot-alsco2-speicher-wichtig-ist-91057991.html
https://www.wissenschaft.de/erde-klima/wie-viel-co2-schlucken-die-ozeane/
https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kohlenstoff_im_Ozean
https://www.geomar.de/news/article/der-ozean-als-senke-fuer-menschgemachtes-kohlendioxid
https://worldoceanreview.com/de/wor-1/meer-und-chemie/kohlendioxidspeicher/
https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/darum-hat-es-auch-nachteile-dass-meere-viel-co2-speichern/
https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/2021/07_08/ozean-als-co2-speicher.html
https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/klimafaq-3-3.html
https://www.nzz.ch/wissenschaft/klimawandel-co2-aufnahme-durch-ozean-rings-um-antarktis-bestimmt-ld.1658064
https://www.co2online.de/service/klima-orakel/beitrag/speichert-das-meer-co2-10556/
https://blogs.helmholtz.de/kuestenforschung/2019/05/24/highlight-thema-wie-viel-co2-schluckt-der-ozean/
https://greenwire.greenpeace.de/greenpeace-boeblingen-sindelfingen/inhalt/ozeanversauerung-die-andere-seite-des-co2-problems?BannerID=0818018015001047&gclid=EAIaIQobChMI08Sj4Ped9QIVGY9oCR1U3wddEAAYASAAEgIS2fD_BwE