Montag, 13. Dezember 2021

Kippelemente haben Kipppunkte

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Kippelemente haben Kipppunkte. Der Luftballon ist ein Beispiel für ein Kippelement. Der Kipppunkt des Luftballons ist der Druck, der ihn zum platzen bringt. Jenseits der Kipppunktes gibt es kein zurück. Der Luftballon ist jenseits seines Kipppunktes kein Luftballon mehr und er wird auch keiner mehr, wenn man die Luft anhält. Typisch ist für Kippelement, dass ihr Kipppunkt nicht vorhersagbar ist. Der genaue Druck wann der Ballon platzt ist nicht berechnen- sondern nur experimentierbar und dann war‘s das. Der Platzdruck gilt nur für den einen Ballon und ist auf andere nicht übertragbar. Wann er tatsächlich platzt hängt von unscheinbaren unbestimmten Abweichungen in der Hülle, von der Temperatur, von der Druckverteilung und einigem anderen Unbestimmbarkeiten ab.  Weiterhin ist typische, dass es einen Startpunkt gibt, von dem ab sich das System zum Kipppunkt hin bewegt. Ist der Startpunkt gesetzt bewegt sich das System beschleunigt in Richtung Kipppunkt. Beim Luftballon ist der Startpunkt der Moment, an dem das Aufblasen beginnt.

Die Menschen der sogenannten „entwickelten Welt“ sind seit Jahrzehnten dabei an allen unten aufgeführten Kippelementen zu experimentieren und sind dabei schon soweit gekommen, dass einige vielleicht schon über den Kipppunkt gekommen sind aber aufgrund der verzögerten Reaktion der großen Systeme noch nicht erkannt wurden.

Kippelemente können wie Dominosteine reagieren:

Der Vorspann wird in allen Kolumnen zu den Kippelementen verwandt. Es ist ja nicht klar, ob Leserin oder Leser die schon veröffentlichten gelesen hat.

Die wichtigsten:

    Abschmelzen des sommerlichen arktischen Meereises

    Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes

    Abschmelzen des Westantarktischen Eisschildes

    Abschmelzen des Ostantarktischen Eisschildes

    Auftauen der Permafrostböden

    Abschmelzen der Inlandgletscher

    Erlahmen der CO2 Aufnahme durch die Meere

    Erlahmen der atlantischen thermohalinen Zirkulation (Golfstrom)

    Freisetzung der Methanhydrate in den Ozeanen

    Veränderung der El Niño-Southern Oscillation (ENSO)

    Zusammenbruch des indischen Sommermonsuns

    Veränderungen im Westafrikanischen Monsunsystem mit Auswirkungen auf Sahara und             Sahelzone (mit möglicherweise Ergrünen der Sahara als positivem Kippelement)

    Entwaldung der tropischen Regenwälder

    Verlust der Borealen Wälder

    Absterben der tropischen Korallenriffe

    Jetstream

 

heute: Auftauen der Permafrostböden

Seit 900 Jahren verbrennen wir Steinkohle bis zum beginnenden Zechensterben in den 1960-ern und mit ihrem Ende 2008 (1). Seit fast 200 Jahren verbrennen wir Braunkohle(2). Das Erdölprodukt Bitumen wird schon ein paar zig-Tausend Jahre genutzt über Öl kann man genaueres angeben als zu Stein- und Braunkohle : „Den Beginn der kommerziellen Erdölförderung jedoch markiert die Bohrung, die am 27. August 1859 in der Nähe von Titusville, Pennsylvania (USA) erfolgreich auf ein großes Ölfeld stieß.“(3). Für alle drei gilt, dass das Leben auf der Erde zwischen 2 und 350 Millionen Jahren Energiekapital aus pflanzlichen und tierischen Resten angelegt hat das wir seit etwa 5 Menschengenrationen einfach in die Atmosphäre entlassen. Für alle drei gilt auch:  Ihr CO2 Ausstoß wurde mit exponentiell wachsender Intensität in die Atmosphäre und Ozeanen geblasen. Weiter gilt für alle drei, das ihr Rausreißen aus der Erde ihr Wunden geschlagen hat, die zum Teil für ewig Narben bleiben und Kosten verursachen.

„Ewigkeitslasten des Ruhrreviers

Im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebiets wurde die Erdoberfläche bis zu 25 Meter abgesenkt. Die Innenstadt Essens liegt beispielsweise 16 Meter tiefer. Ohne ständiges Pumpen des Grundwassers wären weite Teile des Ruhrgebiets eine Seenlandschaft. Fast ein Fünftel der Region ...mit 4.435 km² Fläche stünde unter Wasser.

Allein in Walsum am Niederrhein werden 20 Millionen Kubikmeter jährlich abgepumpt. ...Insgesamt werden im Ruhrgebiet rund 80 Millionen Kubikmeter jährlich an die Oberfläche gepumpt.“(Wikipedia)

„Um die Braunkohle zu fördern, werden nicht nur ganze Landstriche verwüstet, unzählige Dörfer abgerissen und umgesiedelt, auch wird das Grundwasser über Jahrhunderte geschädigt.

Übrig vom Abbau und dem Abpumpen des Grundwassers bleiben riesige Löcher, die anschließend wieder künstlich mit Unmengen von Wasser befüllt werden müssen, sowie Mondlandschaften, die aufwendig rekultiviert werden – soweit dies überhaupt möglich ist.

Aus ehemals fruchtbaren Böden entstehen Kultursubstrate, deren landwirtschaftliche Nutzung künftig eingeschränkt sind und grundwasserabhängige Feuchtgebiete werden zu Biotopen, welche dauerhaft künstlich mit Wasser versorgt werden müssen.“(4)

 

„Das Nigerdelta war einst bekannt für seine natürliche Schönheit, reiche Biodiversität und hohe landwirtschaftliche Produktivität. Als eines der größten Feuchtgebiete der Erde und größtes Flussdelta Afrikas beherbergt es auch den größten Mangrovenwald des Kontinents, der sich über 7.000 km² erstreckt. Die seichten Mangrovengewässer waren einst die Kinderstube von bis zu zwei von drei gefangenen Fischen zwischen dem Golf von Guinea und Angola. Mehr als fünfzig Jahre Ölförderung haben dieses Naturparadies jedoch zu einem Ölsumpf gemacht, in dem es kaum noch Leben gibt. Im gesamten Nigerdelta laufen jährlich etwa 500.000 bis 700.000 Barrel Öl aus.7 Das

entspricht in etwa der Menge, die 1989 bei dem Exxon-Valdez-Desaster in Alaska die Umwelt verschmutzte. Diese ökologische Katastrophe und das daraus resultierende Elend der Bevölkerung stehen in starkem Kontrast zu den Profiten aus der Erdölproduktion. Erlöse aus der Ölindustrie machen 95 % der Exporteinnahmen Nigerias und damit 80 % der nigerianischen

Staatseinkünfte aus. Dennoch ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas eines der ärmsten Länder

der Welt – 78 Millionen Menschen, fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung von 168,8 Millionen, leben in Armut.“(5)

Und wo gehen die Erlöse hin? Richtig in die Staaten, die Weltmeister im schwängern der Atmosphäre mit Treibhausgasen sind.

Thema verfehlt? Gemach!

Alles das ist Ursache für den Klimawandel indem alle drei für gewaltige Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich sind – nicht nur CO2! Das erhöht die globale Temperatur, allerdings in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich. Besonders hoch ist die Wirkung dort, wo durch den Temperaturanstieg die Rückstrahlfähigkeit der Erdoberflächen abnimmt. Das ist überall besonders dort der Fall wo aus Eisflächen Wasserflächen und aus schneebedecktem Boden dunkler Boden wird. Beides führt dazu dass dort mehr Licht in Wärme umgesetzt wird. Und beides findet insbesondere in den Permafrostgebieten statt, die immerhin 25% der Landfläche der Nordhalbkugel ausmachen.

Auftauender Permafrost ist wieder ein Beispiel für positive Rückkopplung:

Die gerade in den arktischen Regionen besonders gestiegenen Temperaturen tauen nicht nur den Permafrost auf. Im Gefolge wird die gewaltige Biomasse durch explodierende Bakterienkulturen dazu angeregt Treibhausgas freizusetzen.

Die Rückkopplung: steigende Temperaturen → steigende Bakterienaktivität → steigende Emission von Treibhausgasen → steigende Temperatur → steigende Bakt…

Oder einfacher: Gestiegene Temperatur steigert die Temperatur.

Man das Rad nicht neu erfinden, wenn man gute Räder hat. Drei findet man oben, zwei zum eigentliche Thema unten.(6)

(1)https://www.verivox.de/strom/nachrichten/hintergrund-die-geschichte-des-steinkohlebergbaus-in-deutschland-17341/

(2)https://www.boell.de/de/2018/12/27/floeze-gruben-schaechte-geschichte-der-braunkohle-deutschland

(3)https://comoil.de/tipps/aera-des-erdoels/

(4)https://www.tierschutzpartei.de/folgen-nutzung-braunkohle/

(5)https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Hintergrundinformation-Profit-um-jeden-Preis-OElfoerderung-in-Naturregionen.pdf

(6) Wichtig das Video darin:

https://www.eskp.de/grundlagen/klimawandel/fragen-und-antworten-zum-permafrost-935726/

https://www.awi.de/forschung/geowissenschaften/permafrostforschung/schwerpunkte/permafrost-verstaendlich/permafrost-im-wandel.html

 

Zum Weiterlesen

https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/risikoanalyse-von-klima-domino-effekten-kippelemente-koennen-sich-gegenseitig-destabilisieren

https://www.rheinbacher.de/news-und-nachrichten/kolumne/6481-rueckkopplung-im-klimasystem

https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kipppunkte_im_Klimasystem

https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2020/06/weltweit-schmelzen-die-gletscher-und-damit-auch-unsere-trinkwasserreserven

 

Hier kann man sich noch ein wenig informieren

https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/4/22.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Kippelemente_im_Erdklimasystem

https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente/kippelemente

https://www.polarst.ern-energie.de/magazin/artikel/klimawandel-kipppunkte/

https://www.youtube.com/watch?v=FvmN6hf4YKI

https://www.arte.tv/de/videos/097604-000-A/kinder-der-klimakrise/

 

Schön mit schrecklichem Ausblick

https://www.3sat.de/dokumentation/natur/unsere-wilde-schweiz-3-4-100.html

 

Weiter zum Generalthema – Klimakatastrophe

https://www.spektrum.de/news/hitzewellen-klimawandel-laesst-hitzerekorde-spruenge-machen/1900105?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE