Anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftaten: Zu wenige Kliniken machen mit
Das Projekt ASS des Arbeitskreises Opferschutz Bonn/Rhein-Sieg soll Opfern von Sexualstraftaten helfen, Spuren als Beweismittel in einer Klinik anonym zu sichern. Das Problem: Im Rhein-Sieg-Kreis unterstützt nur noch ein Krankenhaus das Schutzprojekt.
Am 25. November findet der jährliche Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Im Rahmen dessen wurde im Sozialausschuss des Kreises die diesjährige Aktionswoche des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis vorgestellt. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, Brigitta Lindemann, berichtete in diesem Kontext auch von der Situation des Projekts „Anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftaten“, kurz ASS. Opfer einer Sexualstraftat können nach einer ärztlichen Untersuchung die Spuren der Straftat als Beweismittel sichern lassen. Dieses Verfahren ist insbesondere für jene gedacht, die sich nicht unmittelbar nach der Tat für eine Anzeige entscheiden können. Die Spuren werden dann anonym und zehn Jahre lang gesichert. Das Problem: Immer weniger Kliniken bieten die anonyme Spurensicherung an, im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn können sich Betroffene aktuell nur noch in Troisdorf-Sieglar anonym untersuchen lassen, so berichtet es die Gleichstellungsbeauftragte Lindemann im Ausschuss.
Die Vorsitzende des Sozialausschusses und stellv. Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Katja, Ruiters, zeigt sich entsetzt. „Das heißt, Frauen in dieser furchtbaren Situation irren von Klinik zu Klinik und werden abgewiesen. Auch für die Polizei, die die betroffenen Frauen begleitet, ist dies ein unhaltbarer Zustand. Da kann man sich gut vorstellen, was diese Situation bei den betroffenen Frauen auslöst.“
Für ihre Fraktion ist klar, dass das so nicht bleiben kann: „Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist ein echtes gesellschaftliches Problem, nicht nur rund um den 25. November. Wir müssen Betroffenen ausreichend Hilfs- und Beratungsangebote machen. Ein Projekt wie ASS ist da ein wichtiger Baustein, auf den wir nicht verzichten können. Wenn es aber mittlerweile zu wenige gynäkologische Abteilungen gibt, die die Spurensicherung noch vornehmen können, ist das ein ernstes Problem, dem wir gegensteuern müssen“, kommentiert Anna Peters, sozialpolitische Sprecherin der SPD.