Montag, 6. September 2021

Kippelemente - Grönlands Eisschild

Kippelemente - Grönlands Eisschild

Fortsetzung der Kippelementen-Kolumnen. Die erste wurde hier am 16. August  2021 veröffentlicht und ist dort nachlesbar. Es ging in einer Einleitung um „Was sind Kippelemente“ und um das Beispiel der abschmelzenden Inlandgletscher und die Folgen für die, deren Trinkwasserversorgung von ihnen abhängt.

Heute geht es um das „Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes“.

Die wichtigsten Kippelement in der Übersicht:
•    Abschmelzen des sommerlichen arktischen Meereises
•    Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes
•    Abschmelzen des Westantarktischen Eisschildes
•    Abschmelzen des Ostantarktischen Eisschildes
•    Abschmelzen der Inlandgletscher
•    Erlahmen der CO2 Aufnahme durch die Meere
•    Erlahmen der atlantischen thermohalinen Zirkulation (Golfstrom)
•    Freisetzung der Methanhydrate in den Ozeanen
•    Veränderung der El Niño-Southern Oscillation (ENSO)
•    Zusammenbruch des indischen Sommermonsuns
•    Veränderungen im Westafrikanischen Monsunsystem mit Auswirkungen auf Sahara und Sahelzone (mit möglicherweise Ergrünen der Sahara als positivem Kippelement)
•    Entwaldung der tropischen Regenwälder
•    Verlust der Borealen Wälder
•    Absterben der tropischen Korallenriffe
•    Jetstream

„Die Hitze aus der Sahara hat Grönland erreicht. Die Folgen sind dramatisch und faszinierend zugleich: Riesige Flüsse und Seen aus Schmelzwasser entstehen.“
Untertitel zu „Grönland: Schwitzendes Eis“ in DIE ZEIT vom 3. August 2019 (1).
Der Artikel beginnt mit „In wenigen Tagen wird der erste Gletscher, der keiner mehr ist, ein Denkmal erhalten. Der Okjökull auf Island ist abgetaut und somit verschwunden. Dort soll eine Plakette vor dem Klimawandel warnen.“ Das hätte ein schöner Schlusssatz zur oben erwähnten Kolumne sein können.

Der nächste Absatz passt als Einleitung für diese Kolumne:
„Ende Juli haben die Temperaturen ein Rekordhoch auf Grönland erreicht. Ein Hochdruckgebiet aus der Sahara hat nicht nur die Temperaturen in Südeuropa zum Anstieg gebracht. Die Hitze hat in diesen Tagen Grönland erreicht, wo die Folgen des Klimawandels stark zu spüren sind. In Grönland schmilzt das Eis viel schneller, als lange angenommen wurde.“ Grund für die ungewöhnlich hohe und länger anhaltende Hitze so weit im Norden ist der stark mäandrierende Jetstream(2). Grund für das starke Mäandrieren ist das sich abschwächende Temperaturgefälle zwischen Äquator und der Polarregion. Das nun wiederum ist auf die drastisch gestiegene Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zurückzuführen, die ihrerseits ihre Ursache in den „entwickelten“ Gesellschaften hat.

Was sich 2021 in Grönland ereignet zeigt ein Artikel der Frankfurter Rundschau vom 3. August 2021(3): „Am kleinen Flughafen Nerlerit Inaat im Nordosten Grönlands waren in der Spitze vergangene Woche 23,4 Grad Celsius gemessen worden, die höchste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. An diesem Tag sei so viel Eis geschmolzen, dass damit der gesamte US-Bundesstaat Florida fünf Zentimeter tief unter Wasser gestanden hätte…“

Die Fläche Floridas ist ziemlich genau fünf mal so groß wie die Nordrhein-Westfalens. Die 25 cm hätten dort ausgereicht eine deutlich gewaltigere Katastrophe zu bewirken als bei der Flut im Juli in an Ahr, Erft, Rur und Maas.

Das Hoch aus der Sahara liefert den Anstoß. Den Rest erledigt die in einer weiteren Kolumne behandelten Rückkopplung. Das tauende Eis bildet Wasserflächen auf dem Eis die weniger Sonnenlicht zurück in den Weltraum reflektieren als das Eis selbst womit die Erwärmung weiter steigt und damit das Eis weiter schmilzt und damit…Rückkopplung also!

Das Schmelzwasser hat noch mindestens zwei für die Menschheit negative Effekte.
Erstes trägt es neben der Ausdehnung des Meerwassers durch erhöhte Temperatur und dem Wasser der schmelzenden Inlandgletscher zum steigen des Meeresspiegels bei. Von 1990 bis 2018 ist der Meeresspiegel um ca. 20 cm gestiegen. Hiervon sind in Zukunft etwa eine Milliarde Menschen in den Küstenregionen, besonders den großen Küstenstädten der Erde bedroht. Ein Großteil von Ihnen wird durch den Meeresspiegelanstieg ihre Heimat verlieren. Das trifft wieder besonders die, die zum Meeresspiegelanstieg nichts oder nur wenig beigetragen haben. Wohin sollen sie fliehen? Der Anstieg des Meeresspiegels wird auch deutsche Regionen und Städte an Nord- und Ostsee bedrohen. Genaueres zu einer ganzen Anzahl von Wirkungen des Meeresspiegelanstiegs findent han hier(4) und wer wirklich etwas wissen will lese (5).Genaueres zu einer ganzen Anzahl von Wirkungen des Meeresspiegelanstiegs findend man hier(4) und wer wirklich etwas wissen will lese (5).
Zweitens führt das in den Nordatlantik fließende Wasser dort zu einer Verringerung des Salzgehaltes mit vielleicht verheerenden Wirkungen auf das durch den Golfstrom bislang milde Klima in Mittel- und Nordeuropa. Mehr dazu siehe(6).
Das Kippelement „Grönländischer Eisschild“ hat seinen Kipppunkt erreicht, wenn das Abtauen der Schildes nicht mehr rückholbar ist. Ob dies jetzt schon eingetreten ist ist noch nicht nachweisbar aber wahrscheinlich.

(1) https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2019-08/groenland-eis-gletscher-schmelzen-hitze-hitzewelle-klimawandel-bilder-2?utm_source=pocket-newta
(2) https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Jetstream
(3) https://www.fr.de/panorama/hitzewelle-groenland-eisschild-schmilzt-temperaturen-wetter-daenemark-schmelze-eis-90899205.html
(4) https://www.bundestag.de/resource/blob/572254/b6c277110173d17aa1ef3e9e2de89061/wd-8-085-18-pdf-data.pdf
(5) https://www.deutsches-klima-konsortium.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Publikationen_DKK/dkk-kdm-meeresspiegelbroschuere-web.pdf
(6) https://www.planet-wissen.de/natur/klima/klimawandel/golfstrom-klimawandel-100.html